10 Gebote für ein sicheres Bewegen im Netz

Christoph Cresnar- Sofie Grossteiner – Samuel Kiss – Julian Salbaba

Unsere Welt ist digital, die globale Vernetzung durch Social Media verändert unseren Alltag in nahezu allen Bereichen. Selbst wenn wir uns als Einzelpersonen gegen diverse Social Media Seiten entscheiden, so üben sie dennoch Einfluss auf unser Leben aus. In einer Welt, in der wir fast immer online sind und digital miteinander interagieren, scheint es oft keine Grenzen zu geben. Mit der Freiheit, die wir durch Social Media erhalten, ist es ein leichtes in Kontakt zu bleiben, Veranstaltungen zu planen, sich Meinungen einzuholen und immer auf dem neusten Stand der Dinge zu sein. Doch hat diese Welt auch ihre Schattenseite, in der die Anonymität und die vermeintliche Anonymität dazu beigetragen hat, dass Rassismus, Sexismus, Public Shaming, Shitstorm, Propaganda und Mobbing Einzug in unser Leben finden. Die Gründe, aus denen die Menschen Social Media Seiten nützen gehen weit auseinander, oft scheint es als dürfe man auf der digitalen Plattform alles posten. Wie man sich in der Welt der Medien verhaltet, welche Werte man vertritt und welche Haltung man einnimmt und wie man mit Konflikten umgeht, ist Ausdruck des persönlichen Ethos sowie der Reflexionsfähigkeit des Individuums.

Die Verhaltensmuster in den sozialen Medien, sowie im gesamten World Wide Web gehen sehr stark auseinander, es scheint als würden ethische Regeln, welche wir aus dem direkten Kontakt kennen, so nicht gelten. Dadurch, dass das Internet für alle zugänglich ist, kommen Menschen aller Welt auf eine Plattform, die selbstverständlich mit unterschiedlichen Werten und Ideologien aufgewachsen sind. Die Motive hinter den Posts sind ebenso vielfältig, während manche bewusst ein Ziel mit ihren Handlungen verfolgen, so wirktes als würden andere es zur reinen Belustigung tun. Doch wie kann man sich im Internet fortbewegen ohne, dass man selbst das Ziel von teils anonymen Attacken wird. Um dies zu verwirklichen, ist ein kritischer und vorsichtiger Umgang mit den sozialen Medien essenziell. Die 10 Gebote der Digitalen Ethik sind eine Hilfestellung, um das Interagieren im World Wide Web zu erleichtern.

Quelle: https://www.hdm-stuttgart.de/digitale- ethik/digitalkompetenz/10_gebote/bilder/10gebote

Es ist inzwischen recht weit verbreitet, dass Kinder schon im Internet surfen und auch soziale Medien wie YouTube, Facebook, oder Instagram nutzen. In Österreich ist das gesetzlich verboten. Das Mindestalter zur Nutzung sozialer Medien beträgt in Österreich laut der Datenschutz-Grundverordnung im Datenschutz-Anpassungsgesetz 2018 14 Jahre. Die Nutzungsbedingungen der verschiedenen Anbieter geben oft ein anderes Mindestalter an. Die Anbieter sozialer Medien unterliegen den örtlichen Regelungen und in den USA ist das Mindestalter im Children’s Online Privacy Protection Act auf 13 Jahre gesetzt worden.

Moralisches oder ethisches Verhalten im Internet setzt moralisches oder ethisches Verhalten im ‘real life’ voraus.

Angelehnt an Piaget (1954) und Kohlberg (1986) ist die Entwicklung der Moral in Stadien einteilbar. Während sich die Erkenntnisse beider Wissenschaftler in vieler Hinsicht unterscheiden, sind sie sich in einem Punkt einig: moralische Entwicklung passiert Schritt für Schritt und es kann keine Entwicklungsstufe übersprungen werden. Die moralische Entwicklung von Kindern ist mehrheitlich von ihrem Umfeld abhängig. Schuldgefühle, Hemmschwellen und der Wille zu gefallen, lenken den moralischen Gedanken von jungen Menschen. Im Internet besteht dieser Wille ebenso, aber die Beziehungen und Teilnehmer des Umfelds sind nicht dieselben. Man möchte anderen Personen entsprechen und kopiert das Verhalten anderer Menschen. Die Kreise in denen man sich im Internet bewegt sind oft unkontrollierbar. Da kann es oft vorkommen, dass diejenigen die den moralischen Grundton normalerweise vorgeben nicht anwesend sind.

Piaget und Kohlberg sind sich ob des Alters in den einzelnen Stufen nicht einig, aber es ist bei beiden klar erkennbar, dass Kinder bis ins frühe Jugendalter keinen Wert auf eine Stufe der allgemeinen Regeln legen solange sie nicht sympathiefördernd sind. Dementsprechend wirkt sich das moralische Ideal danach aus, wem man im Internet imponieren möchte und bei weniger Vorbildern schleißiger mit Verantwortungsbewusstem Verhalten umgeht.

Dementsprechend empfiehlt es sich jungen Menschen klare Regeln zum Verhalten im Internet vorzugeben.

Die ersten 5 Gebote des Internets sind in starker Relation zum Leben außerhalb des Internets beschrieben. Hier wird anhand von einfachen Fallbeispielen aus dem Alltag versucht, bei den Kindern ein Verständnis für eine sichere und verantwortungsvolle Internetnutzung zu erzeugen. Die Gebote 6-10 werden als konkretere Unterrichtssequenzen, bzw. Ideen für den Unterricht beschrieben.

1.Überlege dir vorher gut was du von dir zeigst und erzählst, denn es bleibt für immer dort.

Manchmal wird mit Sachen, die du von dir hergibst, nicht so umgegangen, wie du das eigentlich möchtest. Stell dir vor, du zeigst deiner besten Freundin ein peinliches Foto von dir. Das soll natürlich geheim bleiben. Die beste Freundin behält das Foto für sich, da sie respektvoll damit umgeht. Wenn du im Internet ein peinliches Foto von dir herzeigst, kannst du nicht wissen, wer das aller sieht.  Vielleicht sehen es gerade diejenigen, die es nicht sehen sollen.

2. Jeder könnte sehen, was du im Internet postest.

So wie man im Leben abseits des Internets die eigenen Geheimnisse, Hobbies, Fotos und Gedanken eher mit den Freunden und Freundinnen, sowie wahrscheinlich auch mit der Familie teilt, ist es sinnvoll, dies auch im Netz so zu tun. Es könnte sehr unangenehm sein, wenn alle das größte eigene Geheimnis lesen können. Wenn du es im Internet niederschreibst, kannst du nicht beeinflussen, wer es aller liest.

3. Nicht alles was du im Internet siehst ist die Wahrheit.

So wie du und ich im Netz schreiben können, dass Österreich das zweitgrößte Land auf der Erde ist, gibt es viele andere Menschen, die ähnlich Falsches in das Internet schreiben können. Das ist sogar sehr einfach. Überlege dir genau, was du im Internet liest und siehst, und überlege, ob das stimmen kann.

4. Worte im Internet verletzen genauso wie im echten Leben.

Hast du schon einmal bemerkt, dass man auch im Internet gekränkt werden kann? Vielleicht hat jemand unter einem Foto von dir etwas Gemeines geschrieben. Das kann verletzend sein, selbst im Internet.

5. Auch im Internet gibt es bestimmte Regeln.

Um schlimme Beleidigungen, Gemeinheiten und Ungerechtigkeiten zu vermeiden, gibt es auch im Internet Regeln, ganz gleich wie auch im Klassenzimmer.

Eine positive Gesprächskultur ist auch im Internet eine tolle Sache. Man akzeptiert die Meinung anderer, auch wenn man selbst anderer Ansicht ist.

6. Schreibe nur mit Menschen, die du wirklich kennst.

Die Schülerinnen und Schüler werden befragt mit welchen Personen sie im echten Leben sprechen. Weiters soll der Bezug hergestellt werden, mit welchen fremden Menschen man sprechen sollte oder nicht und warum. Dazu können auch Bilder verwendet werden (Notdienste).

Aus dieser Diskussion soll die Verknüpfung zu den digitalen Medien geschaffen werden. Die Themenerarbeitung sollte in einem Gesprächssetting stattfinden.

7. Verwende nur Seiten im Internet die du kennst. (Kinderinternet)

Die Kinder sollen Kinderseiten im Internet kennenlernen. Die Erarbeitung der Kinderseiten können immer wieder als Methode im Unterricht „nebenbei“ stattfinden. Gemeinsam kann man die Kinder aber auch Internetseiten (speziell für Kinder) sammeln lassen und diese erarbeiten.

  • Was ist das für eine Seite? (Suchmaschine, Unterhaltung, …)
  • Was finde ich auf dieser Seite? (Informationen, Videos, …)
  • Wofür kann man diese Seite verwenden?

8. Du bist mehr Wert als ein Like.

Es gibt verschiedenste Spiele/Übungen/Aufgaben/etc. die den Selbstwert der Kinder zum Thema haben (zum Beispiel: ICH-ABC). Mittels solcher Übungen sollen die Kinder ihren Selbstwert erfahren. Diese Übung bilden die Grundlage zur Verknüpfung mit den Bewertungen durch Likes.

9. Bilder im Internet sind bearbeitet. Die Menschen dahinter sehen nicht wirklich so aus.

Gemeinsam werden Zeitschriften nach eindrucksvollen Bildern von Frauen und Männern durchforstet. Die Kinder sollen überlegen, ob sie schonmal so eine Person im echten Leben gesehen haben. Es gibt sehr gute Videos, welche zeigen, wie Personen für Zeitschriften bearbeitet werden. Solch eine Video soll als Grundlage, für eine Gruppendiskussion dienen. Die Kinder sollen zum Schluss kommen, dass Bilder im Internet oder in Zeitschriften nicht real sind und sich mit nicht realem zu Vergleichen schlecht für unser Wohlbefinden ist.

10. Du brauchst im Internet genauso eine Pause wie im echten Leben.

Die Kinder sollen sich in Einzelarbeit mit folgenden Fragen beschäftigen:

  • Wann bist du besonders munter und motiviert?
  • Wann bist du sehr müde?
  • Was machst du, damit du nicht mehr müde bist?
  • Was findest du sehr anstrengend?

Die Antworten sollen in der Großgruppe zusammengetragen werden.

Abschließend werden Fakten und Zahlen zum Thema digitales Gerät und Gesundheit vermittelt. Die Kinder sollen durch geschicktes Nachfragen zum Schluss kommen, dass das Verwenden eines digitalen Geräts genauso anstrengend für den Körper ist, auch wenn wir es nicht direkt bewusst wahrnehmen.

Die Schülerinnen und Schüler könnten in einer Gruppenarbeit gemeinsam Ideen sammeln, welche Maßnahmen helfen könnten, bewusste, digitale Pausen zu machen. In der Gruppenarbeit könnten die Kinder Plakate dazu gestalten.

Weiters könnten die Kinder ein Tagebuch zu führen, wie lange und oft sie einen Bildschirm nutzen.

Das Internet ist so variabel und individuell wie auch das reale Leben. Dennoch gelten auch im Internet gewisse Regeln und Vorschriften, an die wir uns auch im echten Leben halten müssen. Wie wir mit den neuen allgegenwärtigen Herausforderungen im Internet umgehen, wie wir Verantwortungsvoll handeln und Konflikte behandeln, das sind Fragen, die noch nicht gänzlich geklärt sind. Doch im Rahmen der Medienkompetenzförderung ist es wesentlich sich mit diesen auseinander zu setzen. Die schwere Kontrollierbarkeit und die allgemeine Zugänglichkeit, sowie die Anonymität all dies sind Faktoren, welche ethische und moralische Normen im Netzt erschweren. Doch ist es unvermeidlich, sich mit dem Internet zu beschäftigen und so braucht es Orientierungshilfen, nicht nur für Kinder, sondern auch für Jugendliche und Erwachsene. Schlussendlich ist das Verhalten dennoch Ausdruck der Reflexionsfähigkeit sowie des persönlichen Ethos.

Link zum Podcast: https://medienarchiv.phwien.ac.at/verhalten-im-internet-erfahren-oder-erlernt/

Literaturverzeichnis

Halder, A., & Müller, M. (1993). Philosophisches Wörterbuch. Freiburg i.B.: Herder Verlag.

Kohlberg, L., & Turiel, E. (1978). Moralische Entwicklung und Moralerziehung. In G. Portele (Hrsg.), Sozialisation und Moral. Weinheim: Beltz Verlag.

Leben im Netz – neue Herausforderungen für die Medienethik. (kein Datum). Abgerufen am 10. 1 2021 von klicksafe: https://www.klicksafe.de/themen/medienethik/

Lordick, M. (September 2016). Moral im Netz: Wir brauchen eine Digitalethik. Abgerufen am 10. 1 2021 von zukunftsinstitut: https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/moral-im-netz-wir-brauchen-eine-digitalethik/

Piaget, J. (1954). Das moralische Urteil beim Kinde. Zürich: Rascher Verlag.

Prof. Dr. Grimm, P. (kein Datum). Digitale Ethik – Wozu brauchen wir sie? Abgerufen am 10. 1 2021 von Hochschule der Medien: https://www.hdm-stuttgart.de/digitale-ethik/institut/ueber_digitale_ethik

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