Anfängliche Überlegungen
Wir versuchen in unserem Seminarblog die wichtigsten Punkte für eine Beobachtung und Durchführung einer Videoanalyse zu dokumentieren, sowie die möglicherweise auftretenden Probleme zu behandeln.
Nachdem wir selbst im Laufe unseres Studiums eine Videoanalyse durchführen mussten, haben wir uns überlegt, ob dies auch für den Unterricht in der Sekundarstufe 1 ein probates Mittel wäre, um die Leistungen von Schüler/innen zu verbessern.
Was ist eine Videoanalyse?
Bei einer Videoanalyse wird der Lehrerin bzw. dem Lehrer und auch der Schülerin bzw. dem Schüler durch digitale Möglichkeiten der Videoanalyse ein genauer Einblick in den Bewegungsablauf gewährt. Durch die genaue Analyse und den Vergleich verschiedener Bewegungsabläufe der Schüler/innen können mit einfachen Methoden Bewegungen analysiert und visualisiert werden. Mithilfe der Videoanalyse werden Möglichkeiten genutzt, die eine Detaillierung der Bewegung und dendirekten Vergleich zulassen.
Umsetzung
Man könnte mit Hilfe eines freiwilligen Kindes die Durchführung einer Videoanalyse zeigen und gemeinsam in der Klasse bearbeiten.
Ablauf – Der/Die Schüler/in wird während der Ausführung des Schlagballwurfes gefilmt und dieses Video wird im Anschluss der Klasse vorgeführt. Die Mitschüler/innen beschreiben was ihnen auffällt, mögliche Fehler bzw. auch positive Dinge oder Verbesserungsvorschläge. Sie können dies zum Beispiel für sich selbst aufschreiben und danach wird in der Klasse darüber diskutiert. Anschließend wird gemeinsam, anhand einer fertigen Bewegungsbeschreibung, eine Analyse für unseren freiwilligen Schüler erstellt.
Eine weitere Möglichkeit, die Videoanalyse im Sportunterricht einzusetzen wäre, dass sich die Schülerinnen und Schüler in 2er Gruppen bilden und gegenseitig bei einer Bewegung (Schlagballwurf, Sprintstart, Hochsprung etc.) filmen. Danach versuchen sie mit Hilfe einer Bewegungsbeschreibung aus der Literatur zu Bewegung zu analysieren.
Risiken/Probleme
Natürlich gibt es sehr viele Vorteile, jedoch bringt eine Videoanalyse auch einige Nachteile mit sich. Jede Lehrperson sollte über die Risiken und Probleme einer Videoanalyse bescheid wissen. Man darf nicht davon ausgehen, dass jede/r Schüler/in die Lust bzw. das Selbstvertrauen hat, sich filmen zu lassen. Deshalb kann dieses Projekt auf jeden Fall zur Herausforderung für Lehrer/innen und Schüler/innen werden.
Vorerst ist eine Einverständniserklärung der Eltern einzuholen. Die Schülerinnen und Schüler dürfen auf gar keinen Fall ohne diesen Bescheid gefilmt werden, sonst kann es zu Probleme aufgrund des Datenschutzes kommen.
Nicht zu vergessen, ist das Problem des Mobbings. Durch Videoanalysen werden die Fehler der Schüler/innen besonders hervorgehoben, wodurch manche Jugendliche zur Zielscheibe von Spot werden. Daher sollte man darauf achten, welche Videos vor der ganzen Klasse gezeigt werden.
Ein weiterer Beweggrund für manche Lehrpersonen Videoanalysen nicht durchzuführen ist, dass solche sehr zeitaufwendig sind. Natürlich geht sehr viel Bewegungszeit der Schüler/innen verloren, daher muss jede Lehrperson für sich selbst entscheiden, ob es der Zeitaufwand wert ist.
Beispiel einer Videoanalyse
Sprintschritt
Den Sprintschritt kann man in vier Phasen gliedern: vordere Schwungphase, vordere Stützphase, hintere Stützphase und hintere Schwungphase.
Bei der vorderen Schwungphase kommt es darauf an, dass ein aktiver, schneller Kniehub mit einem möglichst spitzen Kniewinkel (ca. 15°), gefolgt von einem optimal weiten Vorpendeln des Unterschenkels, bei gleichzeitigem Rücksenken des Oberschenkels, vorhanden ist. Danach wird der Unterschenkel zurückgeführt, bis es zum aktiven Fußaufsatz kommt.
Bei unserem Demonstrationsathleten ist der aktive Kniehub gut zu erkennen, jedoch ist der Kniewinkel nicht spitz genug und als Folge ist auch das Vorpendeln des Unterschenkels nicht optimal. Der Fußaufsatz allerdings sieht sehr dynamisch aus.
Trainingshinweis: Kniehebelauf und Anfersen verbinden; bei jedem Schritt zunächst Anfersen, gefolgt von Kniehub. Dadurch soll der Athlet zum einen ein Gefühl dafür bekommen, einen möglichst spitzen Kniewinkel zu erreichen und zum anderen lernen den Unterschenkel weiter vorzupendeln und dadurch einen aktiveren Kniehub, sowie eine Steigerung der Schrittlänge zu erzielen.
Bei der vorderen Stützphase kommt es dann zum aktiven Aufsetzen des Fußes auf den Ballen, es folgt eine greifende Zugbewegung mit dem Fuß nach hinten, wobei die Ferse leicht abgesenkt wird, jedoch nicht den Boden berührt. Der Landedruck wird elastisch abgefangen und eine Vorspannung wird aufgebaut. Wichtig dabei ist, dass die Stützdauer im Vorderstütz möglichst kurz ist.
Der Athlet im Video setzt den Fuß aktiv und bewusst auf den Ballen auf, allerdings ist die Zugbewegung des Fußes nach hinten nicht wirklich zu erkennen und es wird sofort das Abdrücken eingeleitet.
Das kann der Athlet trainieren indem, er im Gehen den Fuß aktiv auf den Ballen aufsetzt und dann bewusst das Knie durchstreckt und sich auf die Zehenspitzen stellt. Dadurch erfolgt automatisch die greifende Zugbewegung nach hinten. Als Steigerung sollte der Athlet einen Übergang vom Gehen ins Laufen schaffen. Kein Problem, wenn zu Beginn dieser Bewegung etwas übertrieben wird.
Das Ziel der hinteren Stützphase ist, das schnellkräftige Strecken von Fuß-, Knie- und Hüftgelenk, also die Entwicklung einer optimalen Abdruckkraft. Der Rumpf kommt in eine leichte Vorlage, die wechselseitige Armbewegung ist aktiv und die Hals-, Schulter- und Nackenmuskulatur soll entspannt sein.
Dies ist die Phase, welche unser Demonstrationsathlet am besten vollzieht. Das Strecken von Fuß-, Knie- und Hüftgelenkt ist sehr schnellkräftig und das Abdrücken wirkt dynamisch. Einzig die Armbewegung könnte ein wenig kontrollierter sein. Man sollte den Athleten darauf hinweisen, dass er darauf achten soll, dass seine Fingerspitzen immer in Laufrichtung zeigen.
Um diese Phase zu verbessern kann der Athlet Schnellkrafttraining ausüben, wie z.B. Seilspringen, Box Jumps, etc.
Danach folgt die hintere Schwungphase, wobei man sich entspannt und auf einen effektiven Kniehub vorbereitet. Zunächst erfolgt ein lockeres, entspanntes Auspendeln nach hinten oben (Beugung des Knies). Es entsteht eine leichte Körpervorlage, durch das maximale Anfersen, bis zur Gesäßhöhe, im Moment, wenn das Schwungbeinknie das Stützbein überholt.
Bei dieser Phase tritt beim Athleten, ein ähnliches Problem wie bei der vorderen Schwungphase auf. Das Anfersen ist nicht maximal genug und dadurch geht Schwung verloren. Im Training sollte vermehrt Anfersen geübt werden, und man sollte vor allem darauf achten, dass der Athlet das Knie maximal abknickt und ein Winkel von ca. 15° erreicht wird.
Beim allgemeinen Sprinttraining sind Übungen aus dem Lauf-ABC sehr zu empfehlen. Sehr gute Übungen z.B. sind: Hopserlauf, Sprunglauf, Anfersen, Kniehebelauf, Übergänge zu schnellem Laufen, sowie Steigerung der Schrittfrequenz und Schrittlänge.
Video: Sprintschritt