Rezension: Lernen mit Online-Videos – Eine Einführung von Klaus Rummler
Erschienen in medienimpulse 2-17
Geschrieben von Alisa Paede
Datum: 10.02.2017
Hand aufs Herz. Wer hat nicht zu You Tube gegriffen um den einen oder anderen Gitarrengriff noch einmal genau erklärt zu bekommen? Wenn Verständnisschwierigkeiten in Deutsch, Mathematik oder doch Physik herrschen-Online findet man bestimmt Hilfe. Mittlerweile gibt es unzählige Onlineportale, Trainings, Lernvideos und Übungen, die einem das Leben erleichtern können, falls man nicht mehr weiter weiß.
In dem Artikel von Klaus Rummler geht es um das Thema Lernen mit und durch Online-Videos. Hier wird das Thema aus verschiedenen Blickwinkel näher betrachtet und erklärt und die dazugehörigen Vor- und Nachteile dieser neuen Entwicklung aufgegriffen.
Für den großen Erfolg von You Tube ist die Dreiecksbeziehung von gesellschaftlichen, sozialen und technologischen Strukturen erklärbar, welche sich in den letzten 30 Jahren rasant entwickelt hat.
Aus den Personal Computern aus den 80-er Jahren wurden portable Smartphones, mit denen man unterwegs seine Geschäfte, Banküberweisungen und sein Zugticket kaufen kann. Somit wurden sie zu unverzichtbaren Alltagsbegleiter, die einem das Lernen auch unterwegs ermöglicht.
Laut der Bremer Befragung zur Nutzung, Produktion und Publikation von Jugendlichen kam heraus, dass sie in den Bereichen Sport, Styling und Mode, Musizieren, Basteln, Reparieren und auch für das schulische Lernen Online-Videos nutzen.
Alle diese Online-Videos haben unterschiedlichste Videoformate und lassen sich in Lehrfilme, Dokumentarfilme, Videotutorials, oder auch Erklärvideos kategorisieren. Sie alle unterscheiden sich stark von einander und doch werden alle zum Nachvollziehen, Nachmachen und Lernen gebraucht.
„In dieser Leseart, gibt es vielfältige Überlappungen und sehr schmale Grenzen zwischen diesen Kategorisierungen.“
(Rummler, Klaus (2017): Lernen mit Online-Videos-Eine Einführung)
Es zeigt sich auch, dass die Jugendlichen Online-Videos nicht nur zur Unterhaltung und zum Lernen nutzen, sondern Videos zu bestimmten Themen auch selbst produzieren. Lernprozesse, die während der eigenen Produktion entstehen sind Lernen am Modell (Prozess des Nachahmens) und Lernen durch Reflexion und Analyse (Wissen erweitern, Theorie und Praxis verbinden, Perspektivenwechsel durchführen,…).
Die Produktion von Erklärvideos (Lernen durch Lehren) entspricht der höchsten Lernzielstufe. Hier wird eine tiefere Durchdringung des zu vermittelnden Inhalts gefordert. Der „Filmemacher“ muss sich ganz genau mit dem Inhalt, Planung, Material und der Ausführung auseinandersetzen. Er schlüpft in die Rolle des Lehrenden und fokussiert sich auf den Adressaten, wodurch er gleichzeitig sein Fachwissen vertieft und anwendet.
Mittlerweile werden Videos in der Berufsausbildung und der beruflichen Weiterbildung als Werkzeuge eingesetzt.
Auch an vielen Universitäten und Hochschulen sind Videoaufzeichnungen und live-streams von Vorlesungen zu finden. Das Speichern und spätere Verfügbarmachen dieser Aufzeichnungen dienen dem selben Ziel. Der Student oder die Studentin hat die Möglichkeit eine versäumte Vorlesung auch zu einem späteren Zeitpunkt zu sehen und sie, wenn notwendig, auch öfter anzuschauen.
Trotz der vielen Euphorie, die dem entgegen strömt, muss man auch einige Nachteile erwähnen:
- Es ist unklar ob diese Videos an den entsprechenden Stellen das passende Vermittlungsformat sind.
- Videos sind sehr teuer und ziehen mit sich hohe Sach- und Personalkosten. Eine Stunde Video benötigt zehn Stunden Personal!
- Gute Hochschuldozierende sind nicht gleichzeitig auch gute Videodarsteller. Die Dozierenden müssen in eine Rolle schlüpfen, ähnlich die den Schauspielern.
Jedoch selbstproduzierte Videos von Lehrpersonen oder You Tube Videos, die an Schüler/innen gerichtet sind können zur Vertiefung und Wiederholung verwendet werden. Es wird den Lehrpersonen auch empfohlen sich Videos von anderen Lehrpersonen anzuschauen um eventuell neue Arten der Präsentation kennenzulernen, neue Experimente durchzuführen oder neue didaktische Ideen zu sammeln.
Auch hier muss man sich einigen Schwierigkeiten und Problemen stellen. Nicht immer ist es einfach ein Video zu produzieren und hängt viel von den Gegebenheiten der Schule und den eigenen Kompetenzen ab. Probleme wie Schneiden und Übertragen eines Videos und fehlende, kostenpflichtige Software könnten entstehen. Dies in schulischen Kontexten zu nützen, braucht es finanzielle Mittel, die oft nicht vorhanden sind.
Digitale Medien sind aus der heutigen Zeit für Schüler, Studenten, Lehrende und viele andere Menschen nicht mehr wegzudenken. Wir sind ständig damit konfrontiert sich in der „virtuellen Welt“ auseinanderzusetzen und oft können wir uns ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen.
Für manche wäre der Alltag ohne sein/ihr Smartphone nicht vorstellbar. Wie oft hat es uns beim finden einer Adresse, beim Reparieren eines Fahrradreifens oder beim Kuchenbacken geholfen.
Der Vorteil ist, dass uns immer geholfen wird. Ob bei der Mathematik Hausaufgabe oder Planen einer Präsentation, wir brauchen nur gezielt einzutippen und uns zu der richtigen Seite durchzusuchen.
Der Nachteil wiederrum ist, dass wir uns selten auf uns selbst oder auf unsere Instinkte verlassen. Wir besuchen keine Büchereien um zu einer Information zu kommen, wir fragen keine Nachbarn wie nochmal das Rezept genau geht und wir strengen uns auch nicht mehr so an.
Alles was wir brauchen, befindet sich in unserer Hosen-, Jacken- oder Handtasche und es braucht nicht viel, nur ein Ladegerät.
So sehr es uns auch unseren Alltag erleichtert, so sehr macht es mir auch Angst, da wir immer mehr davon abhängig und gefangen werden.
Der gesamte Artikel zu lesen unter: http://www.medienimpulse.at/articles/view/1041