Totalüberwachung in Peking

Wie die Einführung des Sozialkreditsystems zur lückenlosen Überwachung beitragen soll.

von Stephanie Bürgmayr, Lydia Kobau ,Max Pfundner, Elisabeth Reppnig

In einem Artikel des Standards war vor einiger Zeit zu lesen, dass die Regierung Chinas 2020 in Peking ein umstrittenes Überwachungssystem, das auf die Totalüberwachung der Bevölkerung abzielt, einführen möchte. Dabei soll die Kredit- und Vertrauenswürdigkeit der Bevölkerung mittels individuell vergebener Sozialpunkte bewertet werden. Jede Bürgerin und jeder Bürger der Stadt erhält sog. „Belohnungs- und Strafpunkte“. Je nachdem wie positiv oder negativ man bewertet wird, hat dies beispielsweise Auswirkungen auf den Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen, auf die Berufswahl, aber auch auf die Möglichkeit zu reisen. Wenn man seine Kreditwürdigkeit aufgrund einer zu hohen Anzahl an Strafpunkten verloren hat, muss man überall mit Einschränkungen rechnen und soll auch keinen Schritt vorankommen können. Laut offiziellen Stellen ist das Ziel dieses fragwürdigen Systems unter anderem der Aufbau einer „harmonischen Gesellschaft“ und mehr Effizienz. Aber nach welchen Kriterien die Bürgerinnen und Bürger bewertet werden sollen oder von wem die Bewertung durchgeführt werden soll, wurde nicht öffentlich gemacht. Besonders skurril sind auch die Negativpunkte für undisziplinierte Hundehalter. Wer zum Beispiel seinen Hund nicht an der Leine führt, erhält Abzüge von einem Zwölfpunktekonto. Ist das Konto auf null, so wird dem Besitzer von den Behörden der Hund weggenommen. Erst wenn der Halter seine Schulden beglichen und eine amtliche Prüfung als vertrauenswürdiger Hundebesitzer bestanden hat, bekommt dieser seinen Hund zurück. Auch werden bereits in Zügen auf der Strecke Peking – Schanghai Passagiere darauf hingewiesen auf ihre „Sozialkredite“ zu achten. Zu lesen in einem Korrespondenten-Bericht zum Artikel vom Standard.

Wie sich diese Totalüberwachung auf die Bevölkerung Chinas auswirkt, und was das für den Westen bedeuten könnte, wird in einem Video des Mitteldeutschen Rundfunks kurz behandelt.

Wie es zum Thema Überwachung in Österreich aussieht, ist hier zu lesen.

Quellen: Erling, Johnny. (2018, 20 November). 2020 beginnt in Peking die Totalüberwachung. DerStandard. Abgerufen am 22.04.2019, in: https://derstandard.at/2000091825174/2020-beginnt-in-Peking-die-Totalueberwachung

Erling, Johnny. (2018, 20 November). Durchsage in Chinas Zügen weisen bereits auf „Social Credits“ hin. DerStandard. Abgerufen am 23.04.2019, in:
https://derstandard.at/2000091818706/Durchsagen-in-Chinas-Zuegen-weisen-bereits-auf-Social-Credits-hin

Video-Link:
Mitteldeutscher Rundfunk: China: Die moderne Art der totalen Überwachung. Das Erste Mediathek, 07.10.2018, abgerufen am 22.04.2019, in: http://mediathek.daserste.de/ttt-titel-thesen-temperamente/China-Die-moderne-Art-der-totalen-%C3%9Cberw/Video?bcastId=431902&documentId=56856492



6 thoughts on “Totalüberwachung in Peking”

  1. Furchtbar! „Big Brother is watching you“ kannte man bisher nur aus George Orwells Dystopie, jetzt wird sie real. Besonders heftig finde ich ja, dass die Social Points auch mit den Menschen zusammenhängen, die du kennst bzw. mit denen du verwandt bist. Wenn sich also mein Onkel oder meine Cousine 4. Grades negativ über die Regierung äußert, können MIR in Echtzeit Punkte abgezogen werden. Das Thema war mir zwar schon bekannt, weil ich mich aus Interesse schon damit auseinandergesetzt hatte, allerdings wusste ich nicht, dass es aktuell schon zB in Zugdurchsagen thematisiert wird, wie man im eingebetteten Video vom Standard sehen/hören kann.
    Apropos Video: Musste eben schmunzeln, da ich zuvor euren anderen Beitrag gelesen habe, in dem es um Google und Co und ihre Bedingungen geht – um das Video ansehen zu können, musste ich nicht nur den Bedingungen und Cookies der Website derStandard zustimmen, sondern auch jenen von Twitter, da das Video ja eingebettet war… 😉

  2. Wow, ich bin wirklich geschockt!
    Ich dachte mir eigentlich, dass es kaum schlimmer gehen kann, als es momentan schon mit der Überwachung ist. Es ist ein Wahnsinn, dass das System so weit geht und Menschen in ihrem Leben Strafpunkte erhalten. Macht das unser Leben überhaupt lebenswert? Können wir dann überhaupt noch Freude empfinden und glücklich leben, wenn wir jede Sekunde überwacht und womöglich auch bestraft werden? Oder wenn unser Job bestimmt wird?
    Ich kann mir ebenfalls nicht vorstellen, dass eine harmonische Gesellschaft unter diesen Umständen entstehen bzw. bestehen kann.
    Furchtbar!

  3. Absoluter Horror!
    Dass Überwachung in so einem Maß überhaupt angedacht wird, ist schon ziemlich erschreckend. Bedenkt man jedoch die langfristigen Auswirkungen auf das Leben einzelner, kann einem nur noch schlecht werden. Eine „harmonische Gesellschaft“ entsteht dadurch garantiert nicht, im Gegenteil – den Menschen wird ihre Würde, ihr Wert und ihre Menschlichkeit genommen, bewertet wie eine funktionierende oder defekte Maschine, eingestuft anhand lediglich scheinbar objektiver Kriterien…..
    Was soll man dazu sagen! Wozu Menschen Jahrhunderte lang um Menschenrechte und Fortschritt gekämpft haben, um letztlich wieder in totalitären Regimen verloren zu gehen, ohne jede Chance auf Privatsphäre, Intimität oder Persönlichkeit. Nichts daran ist positiv, es ist einfach nur erschreckend, beängstigend und eine Machtdemonstration der besonders grausamen Art.

  4. Wie Marina oberhalb bereits erwähnt hat, ist auch mir sogleich der dystopische Roman „1984“ von George Orwell in den Sinn gekommen. Ein Buch, von dem ich immer erhoffte, dass es Fiktion bleiben würde, wird zur Realität. Meines Erachtens greift der Staat dabei zu tiefst in private Gegebenheiten ein, sodass eine absolute Kontrolle über die Bevölkerung und deren Leben ermöglicht wird. Ich als Bürgerin hätte immerzu ein Angstgefühl, dass ich unwissend etwas Falsches machen würde oder eine Regel brechen würde, was wiederum massive Folgen für mich und mein Leben haben könnte.
    Erstaunlich finde ich es, dass in den internationalen Medien kaum über dieses Sozialpunkte- und Überwachungssystem berichtet wird. Ich persönlich hätte mir einen großen weltweiten Aufschrei erwartet und internationale Kritik, welche aber auszubleiben scheint. Weiters überrascht mich, dass die chinesische Bevölkerung sich ebenfalls nicht gegen diese Konzeptionen, welche ja das private, soziale und berufliche Leben massiv beeinflussen, auflehnt. Ich glaube (und hoffe), dass die österreichische Bevölkerung in einer solchen Situation protestieren würde. Interessant fände ich es also, wie dieses System der Bevölkerung in China präsentiert wird. Dies muss ja offenbar auf eine Art und Weise geschehen, die es nur in einem positiven Licht erstrahlen lassen.

  5. Ich finde das wirklich erschreckend! Ich finde, dass die Welt sowieso schon zu viel in unser Privatleben eingreift, aber dass wir nun auch noch mit Kameras überwacht werden und so unser Status, unser Job, … bestimmt wird, ist echt extrem. Können wir uns dann überhaupt noch individuell verhalten? Jeder Mensch ist anders und hat einen anderen Habitus aber so ist dass wahrscheinlich nicht mehr möglich. Jeder verhält sich gleich- nur um keine Fehler zu machen! Das ist unvorstellbar!
    Schrecklich finde ich zudem, dass man sogar bestraft wird, wenn ein weit enfernter Verwandter einen Fehler begeht!
    Ich bin ja mal gespannt, wie das weiter gehen wird! Man wird sehen…

  6. Dieses Thema hat mich sehr schockiert. Gott sei Dank leben wir in einem (noch) sehr freien Land, und können uns solche Überwachungssysteme gar nicht vorstellen!
    Diese Sozialpunktesystem wirkt sehr nach Sci-Fi, besonders deshalb, weil ich schon während des Vortrags dachte „Ich kenn‘ das von irgendwo!“. Mittlerweile weiß ich woher ich dieses Punktesystem kenne.. Es gibt eine Serie namens „The orville“ In dieser Serie landen die Protagonisten auf einem Planeten, auf dem genau solche Sozialpunkte vergeben werden! Der einzige Unterschied ist, dass die Menschen/Aliens dort bei einem zu niedrigen Punktestand hingerichtet werden.. so weit ist es in China (noch) nicht.
    Erschreckend, oder?!!

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