Claudia Hejl, BA und Elisabeth Murauer, BA
Ab September 2019 gibt es in einer großen privaten elementarpädagogischen Trägerorganisation 14 Modellhäuser, die sich der Medienbildung verschrieben haben und digitale Medien in ihren Kindergärten einsetzen. Dieser Implementierung liegt ein eigens verfasstes MINT-Konzept vor, dass einige der Leiterinnen dieser Modellhäuser nach einer dreiwöchigen Ausbildung in Deutschland bei Klax verfasst haben.
Seit den PISA-Ergebnissen der OECD haben Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) in die Bildungspläne der Elementarpädagogik Einzug gehalten.
Wieso aber braucht es dezidiert Medien im Kindergarten? Medien sind allgegenwärtig und begegnen uns im täglichen Leben auf unterschiedlichste Art und Weise. Es ist der Bildungsauftrag der Elementarpädagogik, dem Kind eine Orientierung in der Vielfalt der Medienlandschaft zu geben, seine Medienkompetenz zu stärken, ihm kreative und reflektierte Anwendungsmöglichkeiten zu zeigen und so Chancengerechtigkeit in der Bildung herzustellen sowie ein übergeordnetes Wissen (Metakompetenz) zu erlangen. Schon junge Kinder sind Entdecker*innen, Techniker*innen, Mathematiker*innen und unsere Ingenieur*innen von morgen. Aufgabe des Kindergartens ist es, das Kind zu begleiten, seine Wahrnehmung und sein Denken zu schulen und ihm eine Umgebung anzubieten, in der seine Fragen ernst genommen werden und es in seiner forschenden und fragenden Haltung bekräftigt wird.
Wieso stellt sich überhaupt die Frage ob Medienbildung in der Elementarpädagogik einer Wichtigkeit zugeschrieben werden soll?
Eine Etablierung der digitalen Medienbildung in der Elementarpädagogik wird in Zukunft vermehrt Bedeutung zugeschrieben. Sie soll als Basis für die Schule fungieren und gilt auch als Ergänzung und wichtiger Teil für sprachliche, kognitive und soziale Kompetenzen. Digitale Medien sind bereits ein fixer Bestandteil der Lebenswelt des Kindes und wird auch in den Bildungsrahmenplänen bereits erwähnt: Bundesländerübergreifender Bildungsrahmenplan und Wiener Bildungsplan Digitalisierung verändert die Lebens- und aber auch Berufswelt fast aller Menschen auf dieser Erde, nicht nur in den „typischen“ IT-Branchen.
Medienkompetenz nach Dieter Baacke
Bereits 1997 hat Dieter Baacke vier Dimensionen der Medienkompetenz definiert: Sie umfassen Mediennutzung, Mediengestaltung, Medienkunde und Medienkritik. Diese Dimensionen und ihre Bedeutung werden folgend kurz aus dem Blickwinkel der Elementarpädagogik betrachtet:
Im elementarpädagogischen Bereich beginnt das Kind sehr früh mit der Mediennutzung, der ersten definierten Dimension Baackes (1997). Der Kindergarten stellt unterschiedliche Medien zur Verfügung, die dem Kind vor allem zur rezeptiven Anwendung zur Verfügung stehen. Es handelt sich dabei um das Aufnehmen der angebotenen Inhalte. Das heißt, das Kind liest ein Buch, sieht sich am Handy oder Tablet, Videos oder Lieder an bzw. kann erste Spiele bedienen. Darauf aufbauend kann bereits im Kindergarten die zweite Dimension, die Mediengestaltung stattfinden. Das Kind im vorletzten und letzten Kindergartenjahr ist bereits in der Lage digitale Medien aktiv zu nutzen. Gemeinsam mit Pädagog*innen besteht die Möglichkeit selbsterstellte Fotos zu bearbeiten, kurze Videos bzw. ein eigenes Portfolio zu erstellen.
Die dritte Dimension, die Medienkunde steht dem Kind nur begrenzt zur Verfügung. Das Kind im Kindergartenalter verfügt über Informationen zu Medien, da diese zu dessen Lebenswelt gehören. Es kann erste Problemlösungen finden und erste Programmierschritte mit eigenen, für dieses Alter entwickelte, „Roboter“ aktiv anwenden (z.B. Bee-Bot, Dash), jedoch ein effizientes Nutzen von Suchmaschinen ist durch die fehlende Lesekompetenz nur schwer möglich. Dennoch wendet das Kind im Kindergartenalter elektronische, digitale Geräte (z.B. Fotoapparat, Tablet) aktiv an. Es werden auchTagesrückblicke mit dem „Story-Sequenzer“ erstellt, Sachgespräche mit spezifischen Begriffen mit Hilfe der „interaktiven Tafel“ visualisiert und Arbeitsaufträge, zum Beispiel auf Aktionstabletts, mittels „sprechenden Klammer“ übermittelt.
Die vierte Dimension, die Medienkritik sollte unseres Erachtens sehr früh gelernt werden. Das Hinführen zu Kritikfähigkeit findet im Kindergartenalltag statt, wenn das einzelne Kind angehalten wird unterschiedliche Informationen zu hinterfragen, wie bei Streitigkeiten und so weiter, jedoch Medienkritik im Sinne von Baacke (1997), die Inhalte kritisch zu hinterfragen und zu analysieren, ist derzeit im elementarpädagogischen Bereich (noch) kaum bis gar nicht vorhanden.
Fazit
Daraus folgend kann festhalten werden, dass in der Elementarpädagogik im Bereich der Medienkompetenz das Kind erste Erfahrungen sammeln und somit gestärkt in den Schulalltag eintreten könnte. Sowohl der Kindergarten, als auch die Schule sollten bzw. müssen das Kind in ihren Medienkompetenzen unterstützen bzw. an die Kompetenzen heranführen. Um diesen Anforderungen (vom passiven Mediennutzer zum aktiven, mitgestalterischen Medienakteur) gerecht werden zu können, braucht es unter anderem Professionalisierung und Qualifizierung des Fachpersonals.
Stellt der Bildungsbereich die Bedürfnisse des Kindes in den Vordergrund wird die Lebenswelt des Kindes automatisch mitberücksichtigt. Dies führt unabdingbar, im Alltag der Elementarpädagogik, zur Verankerung der Medienbildung und den dazugehörigen Kompetenzen. Wie schon erwähnt sind einige elementarpädagogischen Einrichtungen schon bereit für diesen Schritt und ein Flächendeckendes Angebot wird in der nahen Zukunft folgen. Die Pädagogik von heute kann und darf sich vor den Neuentwicklungen und den neuen Herausforderungen nicht verschließen.