Umbruch im Bildungssystem

Wie entwickelt sich unser Bildungssystem?
Der Bildungssektor ist seit jeher im Wandel und prägt die Zukunft eines Landes wesentlich, da in Schulen die Sozialisation der Kinder und Jugendlichen geschieht. Die ersten Schulen vor hunderten oder tausenden Jahren waren noch Kindern aus wohlhabenden Familien vorbehalten – das änderte sich in Österreich vor allem durch die Einführung der allgemeinen Schulpflicht (1774 unter Maria Theresia). Seitdem haben sich Schulen, die zu vermittelnden Inhalte, die Rolle der Lehrpersonen und die Ausstattung der Klassen stetig verändert. Das liegt an den unterschiedlichen Anforderungen an die nächste Generation, dem (technologischen) Fortschritt, der methodisch-didaktischen Forschung und vielen weiteren Faktoren.

technische Neuerungen
Derzeit werden Schulversuche vor allem in Richtung sogenannter „Tabletklassen“ unternommen. Tablets kommen bei Schülern und Schülerinnen bestimmt gut an, ich bin jedoch skeptisch ob sie den Lernerfolg oder das Verständnis wirklich steigern. Im Berufsleben sind Computer deutlich verbreiteter als Tablets, daher würde ich den Fokus eher auf den Umgang mit dem Computer legen. In der Hinsicht sind österreichische Schulen auch schon sehr gut ausgestattet – in jeder Klasse sollte man zwei Computer finden, während neue Tablets für jedes Kind enorme Kosten verursachen.

Selten findet man auch schon Smartboards in Klassen, diese können denke ich einen großen Mehrwert bringen, da man mit Leichtigkeit Bilder und Videos projizieren kann, wovon vor allem visuelle Lerntypen profitieren. Das Angebot an online-Lehrvideos wächst außerdem stetig.

Ich kann mir auch vorstellen (bzw. würde ich es mir wünschen), dass Virtual Reality Brillen verstärkt an Schulen eingesetzt werden. Dies würde SchülerInnen noch mehr in das Geschehen bringen – die Mondlandung durch Virtual Reality selbst mitzuerleben ist beispielsweise etwas, was den Kindern sicher noch lange in Erinnerung bleiben würde. Die Einsatzmöglichkeiten wären vielfältig, VR-Brillen sind schon ab € 30,- erwerbbar und wenn man sie im Stationenbetrieb einbindet braucht man sie nicht einmal in Klassenstärke. Bis es entsprechende Lernsoftware und Programme dafür gibt wird es vermutlich noch dauern, ich hoffe aber sehr, dass sich in der Hinsicht etwas tut in den nächsten Jahren!

Weiters denke ich, dass auch Smartphones zukünftig mehr Einzug in den Unterricht halten könnten. Das setzt ebenfalls neue Software oder Programme voraus, birgt aber viel Potential, da das Interesse der Kinder stark gesteigert werden könnte und sie mit Freude beispielsweise Mathematik üben, wenn das in ein nettes Spiel verpackt ist.

wünschenswerte Änderungen
Derzeit kommen, vor allem in Wien, immer mehr Kinder mit unzureichenden Deutschkenntnissen an die Schule. Ich würde mir wünschen, dass hier schon eine passende Frühförderung geschieht – denn in der Volksschule sollten die Kinder schon soweit Deutsch sprechen und verstehen können, um dem Unterricht folgen zu können und sich durch diese Sprache neue Inhalte erschließen zu können.

Weiters würde ich mir wünschen, dass SchülerInnen in ihrer weiteren Schullaufbahn öfter die Wahl haben welche Kurse sie besuchen möchten. Ich halte es beispielsweise für fragwürdig, wieso man alle SchülerInnen zu einer Mathematik-Zentralmatura zwingt. Für viele Berufsgruppen (z.B. KindergartenpädagogIn) sind höhere Mathematikkenntnisse nicht relevant, dennoch „quält“ man sämtliche Bakip/Bafep SchülerInnen und schmälert dadurch oft ihr Selbstbewusstsein. Hier sollte man finde ich die Möglichkeit haben, eine andere Lehrveranstaltung zu besuchen und den Mathematikunterricht auf einen Basic-Kurs zu reduzieren, wo die grundlegenden Mathekenntnisse gefestigt werden

Meine Meinung (Denise Schefts)
Für die Zukunft als angehende Lehrerin, wünsche ich mir passende Räumlichkeiten, um bewegten und projektbezogenen Unterricht gut durchführen zu können. Kinder und Lehrpersonen sollen einen Wertschätzenden Umgang miteinander haben und Unterricht soll Spaß machen. Die Kinder sollen Dinge lernen, die sie in Zukunft brauchen werden.

Auch für Studierende würde ich mir einen praxisnäheren Unterricht wünschen. Wir verbringen viel zu viel Zeit an der PH mit Seminaren, die leider oft nicht sonderlich lehrreich sind. Das liegt nicht am Inhalt an sich, doch ich finde, dass vieles, von dem was man hört, später gar nicht umgesetzt wird. Wir lernen zum Großteil an unseren Praxistagen von unseren Mentorinnen und Mentoren oder von unseren eigenen Erfahrungen.

Ich denke aber, dass die Zukunft etwas anders aussehen wird. Tablets und Computer werden immer mehr eingeführt, was an sich gut ist, nur finde ich, dass die Technik in der Klasse nicht Überhand nehmen sollte, doch ich denke so wird es irgendwann kommen. Die Whiteboards, die eigentlich viele Möglichkeiten bieten, haben nach meinen Erfahrungen als Schülerin und Studentin in der Praxis, mehr Probleme verursacht, als sie nützlich waren.  Auch in Bezug auf Integration, werden wir wahrscheinlich eher einen Schritt zurückgehen als nach vorne. Es macht keinen Sinn, Kinder mit einer anderen Erstsprache von Kindern mit Deutsch als Erstsprache zu trennen. Man lernt im Gespräch mit anderen in der zu lernenden Sprache und nicht indem man seine Muttersprache spricht und Deutsch nur im Unterricht.

Auch die LehrerInnen Ausbildung wird wahrscheinlich in eine ähnliche Richtung gehen. Es werden immer mehr Power Point Präsentationen und die Arbeitsaufträge werden immer theoretischer. Theorie ist zwar auch sehr wichtig, aber bei einem Überschuss an Informationen bleibt bei den meisten auf Dauer nichts hängen.

Meine Meinung (Thomas Gaier)
Ein Schwerpunkt, der beim Blick auf Österreichs Schulen unschwer zu erkennen ist, ist der Trend zur gesunden Ernährung. Über drei Viertel der Wiener Schulen deklarieren sich bereits als „Wasserschulen“, Tendenz steigend. Dabei erhalten die SchülerInnen gratis Wasserflaschen und werden, durch pädagogische Maßnahmen, laufend daran erinnert diese auch zu benutzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich in naher Zukunft alle Schulen diesem Konzept verpflichten. Weiters dürfen sich bereits über 100 Schulen in Wien „Gesundheitsfördernde Schule“ nennen. Auch diese Anzahl wird sich in den nächsten Jahren vervielfachen. Ungesunde Schulen sind out!

In diesem Kontext würde ich mir für unsere Schulen wünschen, dass die Politik die verpflichtende tägliche Turnstunde durchsetzt. Dies hängt stark mit der zukünftigen Regierung zusammen, derzeit schaut es tatsächlich danach aus, dass die tägliche Turnstunde bald Realität werden könnte.

Ein weiterer Trend, der sich nun seit einigen Jahren abzeichnet, ist die Digitalisierung der Klassenzimmer. Interaktive Whiteboards statt grünen Tafeln, Beamer anstatt der bereits ausgedienten Overheadprojektoren und Tablets statt Heften. Hier hoffe ich, dass die Schulen einen Mittelweg gehen. Kinder hängen in ihrer Freizeit schon inflationär lange an Bildschirmen, in der Schule sollte dies auch nicht noch im Übermaß gefördert werden. Whiteboards lassen sich auf verschiedenste Weise verwenden und bringen viele Vorteile mit sich, ich denke an dieser Neuerung wird kein Weg vorbeiführen. Skeptisch bin ich bei der Einbindung von Tablets in den Unterricht. Solange diese sinnvoll in den Unterricht integriert werden, können sie einen großartigen Mehrwert einbringen. Auf keinen Fall aber, sollte das Tablet oder ähnliche technische Errungenschaften, Stift und Heft permanent aus dem Unterricht verdrängen. Ich bin allerdings zuversichtlich, dass dies auch nicht passieren wird.

Gesellschaftlich stehen wir im Bildungssystem auch vor großen Herausforderungen. In der Schule wird sich (mit)entscheiden, ob und wie gut die Integration, der nach Österreich Geflüchteten, funktioniert. Ich denke, dass es in dieser Hinsicht essenziell sein wird, von den neu eingeführten Deutschklassen wieder Abstand zu nehmen. Dass „Zusammenwerfen“ von Kindern mit Migrationshintergrund in eigene Klassen, kann der Integration nicht dienlich sein. Stattdessen hoffe ich, dass mehr Geld für gezielte und inklusive Förderung dieser Kinder, seitens der Politik, in die Hand genommen wird.

Für die Ausbildung der zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern wünsche ich mir mehr Praxisnähe im Studium. Der Trend geht derzeit leider in die andere Richtung. Ich denke nicht, dass es ein bildungswissenschaftliches Doktorat braucht, um einer Pädagogischen Hochschule zu unterrichten. Stattdessen sollten verdiente VolksschullehrerInnen wieder die Möglichkeit erhalten, ihre Erfahrung an werdende LehrerInnen weiterzugeben, um so die Seminare weg von stupiden Seminararbeiten und hin zum praxisnahen Arbeiten zu bringen.

Resümee
Die vier eingeholten Meinungen unterscheiden sich eigentlich nur geringfügig. Die digitalen Medien sind bei uns allen ein großes Thema und unsere Meinungen sind sehr ähnlich. Es kann Vorteile bringen, aber zu viel davon möchte auch niemand. Der Grundgedanke ist, den Kindern die Grundlagen beizubringen, sie aber nicht durchgehend vor technische Geräte zu setzen.
Ein anderer, wichtiger Aspekt ist die Integration. Die Meinung, dass Deutschklassen nicht die beste Lösung sind, wurde stark vertreten. Hierbei muss, für die Zukunft, eine bessere Lösung gefunden werden. Entweder man beginnt dafür bei der LehrerInnen-Ausbildung oder direkt an den Schulen.

Alles in Allem wollen die Lehrpersonen nur das Beste für die Kinder und die Möglichkeiten gut unterrichten zu können. Wie man im Interview erfährt, haben sich Schulen und Bildung schon stark zum Positiven gewendet. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser positive Trend fortsetzt und gerade wir als angehende GrundschullehrerInnen können einen wesentlichen Beitrag dazu leisten!

Bildquelle: Von Unukorno – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37514661

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