Medien sind aus der heutigen Wissens- und Informationsgesellschaft nicht mehr wegzudenken und spielen bereits in der Lebenswelt von Kleinkindern eine wichtige Rolle. Schon von klein auf werden wir mit unterschiedlichsten Medien konfrontiert. Die Medienangebote reichen dabei von Büchern über Druck- und Schreibmedien, Ton- und Bildträgern verschiedenster Art, dem Hörfunk und dem Fernsehen, Telefonen und Smartphones bis hin zu computer- und internetbasierte Medien.
Auch die inhaltlichen Angebote sind sehr vielfältig. Sie können der Unterhaltung, als Werbung oder als Mittel für Massen- und Individualkommunikation dienen. Durch Medien können aber auch Bildungsangebote in Form von Schul-, Kinder- und Bildungsprogrammen bereitgestellt werden.
Durch die Ausweitung der herkömmlichen Kommunikationsmittel durch digitale Medien können die Inhalte nicht mehr nur als verbaler Text oder al Bild angeboten werden. Die Inhalte können in vielfältigen Formen kombiniert und interaktiv in virtuellen Umgebungen verbunden und verarbeitet werden. Dies eröffnet besonders im Bildungsbereich neue Wege. (Baacke 1996)
Gerade in Zeiten von COVID – 19 ist es wichtig, über digitale Kenntnisse und Werkzeuge zu verfügen, um am beruflichen, schulischen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. (Tulodziecki/Herzig/Grafe 2019: 15f)
Durch die zunehmende Digitalisierung eröffnen sich allerdings auch neue Herausforderungen für Schüler und Schülerinnen, wie auch für Lehrpersonen.
Auf welche Grenzen die Beteiligten stoßen können, wird nun in Folge erläutert.
Grenzen und Herausforderungen der Digitalisierung auf der Schülerebene
- Fehlende Ausstattung
Die fehlende Ausstattung an digitalen Geräten für die Schüler und Schülerinnen beeinflusst die Arbeit im Homeschooling Bereich. Die fehlende Ausstattung lässt sich oftmals auf fehlende Mittel der Erziehungsberechtigten zurückführen und stellt somit eine große Herausforderung dar.
- Keine aktive Begleitung
Auch die aktive Begleitung von Schülern und Schülerinnen mit besonderen Bedürfnissen leidet unter der zunehmenden Digitalisierung im Homeschooling Bereich.
- Mitbestimmung
Aufgrund fehlender direkter Kommunikation ist Mitbestimmung oftmals nicht möglich
- Unterstützung von Kindern mit nicht deutscher Muttersprache
Auch die Unterstützung von Kindern mit nicht deutscher Muttersprache leidet unter der Digitalisierung im Homeschooling Bereich.
- Verlust von Konzentration
Besonders bei jüngeren Kindern ist die Aufmerksamkeitsspanne noch nicht zu Genüge ausgeprägt. Beim Arbeiten mit dem Computer und digitalen Medien kann sich dies bemerkbar machen.
- Fehlende Anleitung
Besonders jüngere Kinder brauchen Anleitung und sind eventuell mit dem Angebot überfordert. In diesem Falle sind sie auf die Unterstützung der Erziehungsberechtigten angewiesen. Viele Kinder haben jedoch nicht die Unterstützung ihrer Eltern, die sie brauchen.
Grenzen und Herausforderungen der Digitalisierung auf der Lehrerebene
- Fehlende Übersicht über den Leistungsstand der Kinder
Die zunehmende Digitalisierung im Homeschooling Bereich trägt auch zu einer fehlenden Einsicht in das Können und Nicht-Können der Schüler und Schülerinnen bei.
- Fehlende Einsicht in die Konzentrationsspanne der Kinder
Besonders jüngere Kinder sind schwer zu erreichen und ohne einer anwesenden Person sichtlich schwer zu motivieren.
- Kooperation der Erziehungsberechtigten
Im Bereich Homeschooling sind die Lehrpersonen besonders auf die Hilfe und Kooperation der Eltern angewiesen.
- Großer Zeitaufwand
Auch die Vorbereitung seitens der Lehrperson bedarf eines großen Zeitaufwandes.
Die COVID-19- Krise hat seit Beginn des Jahres 2020 weltweit dafür gesorgt, dass sich das gesellschaftliche sowie das private Leben stark verändert haben. Besonders stark getroffen von den Einschränkungen wurde leider der Bildungssektor. Schon vor der Krise wurde in der Sekundarstufe sowie an Hochschulen und Universitäten mit digitalen Hilfsmitteln unterrichtet. Der Unterricht in der Primarstufe hinkt im Bereich der Digitalisierung leider stark hinterher. Deshalb braucht es besonders in der Primarstufe Hilfe und Unterstützung für Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler um den Ansprüchen des digitalen Heimunterrichts gerecht werden zu können. Eine Idee zur Unterstützung eben dieser Gruppen ist die Website Homeschooling4kids, welche am 6. April 2020 online ging.
Hier geht es zur Website
Diese Plattform ist auf Kinder der Primarstufe und den österreichischen Lehrplan abgestimmt. Homeschooling4kids versucht bei allen Angeboten auf Chancengleichheit, Lernmotivation und Abwechslung zu achten.
Im Folgenden werden die oben genannten Grenzen des Einsatzes digitaler Medien für den Heimunterricht am Beispiel der Website Homeschooling4kids diskutiert.
Differenzierung hat im zeitgemäßen Unterricht der Primarstufe eine wichtige Rolle und einen hohen Stellenwert eingenommen. Sowohl der Unterricht wie auch die Benotung und das allgemeine schulische Leben sollten auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder angepasst sein.
In einer Klasse, wo heterogene Schülerinnen und Schüler aufeinandertreffen, gilt es, eine Lernumgebung zu schaffen, die ihnen in ihrer Individualität gerecht wird (Gudjons 2012: 372f).
Daher stellen wir uns die Frage: Ist es möglich, mittels der Lernplattform Homeschooling4kids einen differenzierten Unterricht zu gestalten, der jedem Schüler und jeder Schülerin gerecht wird? Die Antwort lautet leider nein!
Die unzähligen Plattformen und Sammlungen, die im Internet zugänglich sind, können kaum überblickt werden und täglich werden es mehr. Die meisten dieser Angebote bieten den Kindern Unmengen an ungeordnete Inhalte an, aus denen gewählt werden soll. Dabei muss man aber bedenken, dass ein Überangebot gerade junge Kinder leicht überfordern kann und schließlich dazu führt, dass die Schüler und Schülerinnen den Überblick verlieren und keine Entscheidung mehr treffen können.
Außerdem ist durch eine einfache Sammlung von Inhalten nicht gewährleistet, dass die Kinder auch Übungen in ihrem Leistungsniveau finden und auswählen. Die Zielgruppe der Website Homeschooling4kids sind deutschsprachige Schülerinnen und Schüler im Volksschulalter. Daher ist es beinahe unmöglich, jedem Kind gerecht zu werden, auf alle Interessen einzugehen und alle Bearbeitungsniveaus anzubieten. Trotzdem wird versucht, die Angebote an die unterschiedlichen Interessen und Lerntypen anzupassen. Außerdem werden die Beiträge grundsätzlich nach Grundstufe 1 und 2 differenziert. Bei dieser Differenzierung wird auch darauf geachtet, die Beiträge interaktiv und optisch ansprechend zu gestalten.
Um die Aufmerksamkeitsspanne der mitunter sehr jungen Schülerinnen und Schüler nicht zu überziehen wird großes Augenmerk darauf gelegt, dass die Beiträge relativ rasch zu bearbeiten sind. Da die Website homeschooling4kids nicht auf ein Ersetzen sondern vielmehr auf ein Ergänzen des regulären Unterrichts aus ist, werden die Beiträge so gestaltet, dass sie in 20 Minuten von den Kindern bewältigt werden können. Um den Kindern ein übersichtliches Angebot zur Verfügung zu stellen, werden nur die aktuellsten Beiträge jeder Kategorie gezeigt. Suchen die Nutzer nach älteren Beiträgen, genügt ein einfacher Mausklick oder eine Abfrage in der Suchfunktion um die Beiträge der vergangenen Wochen angezeigt zu bekommen. Auf der Startseite der Website findet sich ein Button der die Schülerinnen und Schüler zu den aktuellsten Beiträgen führt.
Um auch Erstleser oder Kinder mit Deutsch als Zweitsprache zu unterstützen, bietet homeschooling4kids eine Vorlesefunktion. Hiermit können sich die Kinder den Auftrag, das Rezept oder die Versuchsanleitung vorlesen lassen. Diese Funktion der Website soll sicherstellen, dass auch Kinder deren Eltern womöglich nicht gut Deutsch sprechen oder lesen können von dem Angebot profitieren können.
Uns Lehramtsstudenten und Lehrpersonen ist klar: Kinder brauchen Kontakt zu ihren Freundinnen und Freunden und natürlich auch zu ihrer Lehrerin oder ihrem Lehrer. Gerade wenn die Kinder noch sehr jung sind, ist es äußerst wichtig, dass sie regelmäßigen persönlichen Kontakt zu Lehrperson und MitschülerInnen und einen geregelten Schulalltag haben. Auch das Aufrechterhalten der Motivation und Neugierde der Schülerinnen und Schüler war gerade während der Lock-down Phase von besonderer Bedeutung. Aber ist das denn überhaupt möglich, wenn Social-Distancing und Quarantäne-Maßnahmen gefordert sind?
Viele Lehrpersonen haben bestätigt, dass Schülerinnen und Schüler gerne an Videochats mit Lehrpersonen und MitschülerInnen teilnehmen. Leider verhindern mangelnde digitale Kompetenz oder unzureichende technische Ausstattung, sowohl der Kinder wie auch der Lehrpersonen, oft diesen wertvollen Kontakt. Es kam daher auch oft dazu, dass der Kontakt zu manchen Schülerinnen und Schülern während der Lock-Down Phase komplett abgerissen ist. Auch diesem Problem möchte sich Homeschooling4kids stellen: Audioaufnahmen, Videos und ein Gruß unter jedem Beitrag gibt der Seite einen persönlichen Charakter und soll die Kinder direkt ansprechen. Bei der Gestaltung der Beiträge wird außerdem darauf geachtet, dass sie sowohl mit Smartphones, Tablets wie auch Computern bearbeitet werden können.
Der sogenannte Mitmachbereich bietet Kindern die Möglichkeit mit Gleichaltrigen in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. Dieser Bereich der Website kann von den Kindern selbstständig mit Inhalten wie Bilder, Texten oder Rätselfragen gefüllt werden.
Seit kurzer Zeit gibt es für die Kinder auch die Möglichkeit eigene Themen einzubringen. Hierfür kann auf der Startseite der Website über Themen abgestimmt werden. Die beliebtesten Themen werden in den Themenbereich der Website aufgenommen.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass uns die Covid-19 Pandemie verdeutlicht hat, wie unumgänglich digitale Grundbildung bereits ab der Primarstufe ist und von welcher Relevanz es ist, Kinder bereits in der Volksschule mit essenziellen digitalen Skills und Medienkompetenzen auszustatten. Die Website homeschooling4kids versucht genau dazu beizutragen, indem sie auf motivierende Art und Weise neue Lerninhalte vermittelt und ein interaktives Erlernen der notwendigen Kompetenzen fördert. Homeschooling4kids soll dabei den klassischen Präsenzunterricht nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen und in naher Zukunft in den Präsenzunterricht integriert werden.
Bildquelle: Pixabay
Literatur:
Baacke, Dieter (1996): Medienkompetenz – Begrifflichkeit und sozialer Wandel, in: In von Rein, Antje (Hg.): Medienkompetenz als Schlüsselbegriff, Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 112-124.
Gudjons, Herbert (2012): Pädagogisches Grundwissen, Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Tulodziecki, Gerhard/ Herzig, Bardo/ Grafe, Silke (2019): Medienbildung in Schule und Unterricht: Grundlagen und Beispiele, Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Volle Begeisterung!
Eure Seite ist ausgesprochen gut gemacht! Respekt ebenfalls dafür, dass Ihr die Website auch beim Barcamp vorgestellt habt. Es zeigt, dass euch dieses Projekt sehr am Herzen liegt. Ein absolutes Highlight ist die Vorlesefunktion, für die ich als Kind und hörender Lerner besonders dankbar gewesen wäre. Die Aufmachungen und Themen sind toll gewählt. An eurem Beitrag gefällt mir besonders, wie Ihr auf die Herausforderungen eingeht, die sich euch präsentieren. Das ihr die Kinder nun bei der Auswahl der Themen inkludiert, finde ich großartig.