Am 16.03.2020 wurde der Unterricht an Schulen, wegen der hohen Ansteckungsgefahr durch COVID-19, auf Anweisung der Bundesregierung, durch Distance-Learning / Homeschooling ersetzt. Die Schulen standen nur noch für Schüler/innen offen, die zu Hause nicht betreut werden konnten. Zu Beginn wurden Lehrer/innen angehalten, Übungsmaterial für ihre Schüler/innen herzustellen, um den Stoff, der bis dorthin gelehrt wurde, zu vertiefen. Neue Inhalte konnten nach Ostern vermittelt werden bis zur Wiedereröffnung der Schulen, welche Mitte Mai erfolgte.
Nun stellt sich die Frage wie das Homeschooling (Home-Learning) tatsächlich umgesetzt wurde, wenn wir davon ausgehen, dass die Schüler/innen zu Hause einen Zugang zu Computern und Internet hatten. (vgl. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, am 16.04.2020: https://www.bmbwf.gv.at/Ministerium/Informationspflicht/corona/corona_status.html)
Durch zahlreiche Gespräche mit Lehrpersonen, fiel uns auf, dass einige Tools vermehrt verwendet wurden wie: Schoolfox und WhatsApp zum Kommunikationsaustausch, wobei die Lehrpersonen betonten, dass ihnen der Austausch über WhatsApp grundsätzlich unangenehm sei. Nur leider führte bei manchen Lehrkörpern kein Weg daran vorbei. Zum Vermitteln von Lerninhalten wurde gehäuft die Antonapp, Padlad (Wochenplan erstellen), learningapp.org (Lernspiele erstellen) und LMS (Lernen mit System, ähnlich wie Moodle) genutzt.
Da die Schoolfox-App zurzeit sehr beliebt ist, haben wir uns da einige Gedanken gemacht und gehen im Folgenden näher darauf ein.
Schoolfox
https://schoolfox.com/lehrer/?ref=home
Schoolfox oder auch “der sicherer Schul-Messenger” genannt, ist derzeit eine beliebte App für Schulen, um die Kontaktaufnahme zwischen Lehrer/innen und Eltern zu erleichtern. Die App kann auf Smartphones, Tablets oder Computern installiert werden. Der Austausch und die Koordination werden durch gewisse Funktionen, die auf der App möglich sind, vereinfacht. Eltern können Mitteilungen digital Bestätigen oder sogar handschriftlich über das FoxSign unterschreiben. Listen, Elternsprechtage und Terminverwaltung können über Schoolfox ausgemacht und fixiert werden, die durch eine automatische Erinnerung bei allen, die es betrifft, aufscheint. Es gibt auch die Möglichkeit, die Übersetzungsfunktion zu wählen, um es für jede Person verständlich zu machen.
Das hört sich alles im ersten Moment für manche vielleicht großartig an, andere sehen es wiederum zweigeteilt oder lehnen es im Ganzen ab.
Warum könnte diese App Lehrer/innen und Eltern zusagen?
Vermutlich, weil der totale Einblick in das Schulgeschehen ihrer Kinder möglich gemacht wird. Noten, Hausübungen, Projekte und vieles mehr können Eltern mitverfolgen.
Die kritischen Augen in der Gesellschaft könnten es jedoch auch als Überwachung interpretieren. Der Begriff „Helikopter Eltern“ wird vielen bekannt sein und sagt genau das aus. Eltern, die gerne den Überblick über ihre Kinder nicht verlieren möchten, haben so die Chance jede Nichtigkeit zu erfahren.
In dem Kurier Artikel „App statt Mitteilungsheft: Wollen wir das?“ vom 11.01.2018 wird eine Wiener Kinderpsychologin zitiert, die meint, dass solch eine Überwachung, Kindern nicht guttun würde.
Geheimnisse vor den Eltern zu haben ist wichtig, um sich selbst auszuprobieren und seine eigenen Grenzen zu testen. Auch das Erfahren von Konsequenzen, durch fehlerhaftes Verhalten ist ein Teil der Entwicklung, die Kinder durchleben sollten. Jede/r von uns kann eine Geschichte aus der eigenen Kindheit erzählen, in der man etwas Verbotenes gemacht hat. Dürfen die nächsten Generationen keine eigenständigen Entscheidungen mehr treffen. Ist Überwachung unsere neue Zukunft?
Die App verspricht auch einen Einblick in den Schulalltag. Bildmitteilungen können versendet werden, wo sich wiederum die Frage stellt, inwieweit Fotos von Kindern versendet werden sollen und dürfen? Es ist zwar eine nette Idee, aber ist es wirklich nötig sofort nach jedem Lehrausgang Fotos am Handy oder Computer davon zu haben? Bilder können auch am Ende des Schuljahres auf eine CD kopiert werden und als Abschlussgeschenk mit nach Hause genommen werden. Die Schüler/innen können auch ohne Fotos ihre Eindrücke der Lehrausgänge oder der Projekte schildern. Sollte man als Lehrperson, nicht im Geschehen aktiv dabei sein und weniger darauf achten, dass schöne Fotos entstehen, die man den Eltern auch schicken kann.
Einen sehr positiven Aspekt hat die App-die Übersetzungsfunktion. Endlich wird auf die Sprachbarriere der einzelnen Familien eingegangen. Es gibt leider erst 14 Systemsprachen, aber es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die Mehrsprachigkeit wird uns weiterhin begleiten. Es war an der Zeit, Wege für eine Kommunikation zwischen den Schulen und Familien mit einer anderen Erstsprache zu schaffen.
Dennoch sollten sich Lehrperson über die Überwachungschance, die für Eltern erschaffen wird, bewusst sein. Als Terminvereinbarung für Elterngespräche und wichtigen Mitteilungen ist die App sehr sinnvoll. Besonders für Eltern mit einer anderen L1. Jedoch ob Hausübungen und Noten wirklich ersichtlich sein sollen, ist zu reflektieren.
Zudem gilt es Lehrperson zu bedenken, ob man Schoolfox wirklich nutzen möchte. Neben den erwähnten positiven Aspekten, sollte man sich fragen, ob man denn wirklich so einfach, nonstop und ständig für die Eltern erreichbar sein möchte. Natürlich muss man nicht rund um die Uhr auf die App schauen und zugreifen, aber man kann trotzdem zu jedem Zeitpunkt Nachrichten erhalten.
Lerncafe
Die erste Frage, die sich wohl viele stellen werden, ist: “Was genau ist denn ein Lerncafé?”. In den Lerncafés werden Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 15 Jahren beim Lernen, Hausaufgaben und der Vorbereitung auf Schularbeiten und Tests unterstützt. Das Schöne daran ist, dass dieses Angebot kostenlos ist. Das hat den Grund, dass gerade Familien, deren Kinder dringend Hilfe bei der Bewältigung der Hausaufgaben und der Vorbereitung auf Schularbeiten und Tests brauchen, sich oftmals einfach eine Nachhilfe leisten können. Daher hat die Caritas ein kostenloses Lern- und Nachmittagsbetreuungsangebot ins Leben gerufen. Dieses soll Familien unterstützen, die sich keine herkömmliche Nachhilfe leisten können. Im letzten Schuljahr konnten 96% der Schüler*innen das Schuljahr positiv abschließen.
Lerncafés gibt es natürlich nicht nur in Vorarlberg, sondern in ganz Österreich. Insgesamt gibt es 54 Lerncafés in ganz Österreich und dort werden 2100 Schüler*innen betreut.
Jedes Lerncafé hat eine*n Koordinator*in (in manchen Fällen gibt es auch zwei), die das Lerncafé leitet und die organisatorischen Aspekte übernimmt. Das Herz der Lerncafés sind in jedem Fall die zahlreichen Freiwilligen, die ihre Freizeit den Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stellen und bei den Hausaufgaben helfen. Viele von ihnen sind bereits pensioniert, haben aber große Freude an ihrer Arbeit mit den Kindern. Österreichweit dürfen die Lerncafés auf 940 (!!!) Freiwillige zählen.
Über neue Freiwillige freut sich die Caritas übrigens immer, vielleicht gibt es ja auch ein Lerncafé in deiner Nähe? 😉
Für unseren Podcast haben wir mit Bea Bröll, BA gesprochen. Sie ist Stellenleitung der neun Lerncafés der Caritas der Diozöse Feldkirch in Vorarlberg. Sie war auch viele Jahre lang die Koordinatorin des Lerncafés in Dornbirn und hat es mit aufgebaut.
Wir haben mit Bea Bröll über ihre Arbeit in den Lerncafés und die Zeit der Schulschließungen, aufgrund von Covid19, gesprochen. Mit welchen neuen Herausforderungen sie zu kämpfen hatte, wie es mit dem Nachhilfeangebot weiterging und was in der Zukunft geplant ist, erzählt sie uns im Podcast.
Nun stellt sich die Frage, welches Tool das Lerncafe vermutlich nutzen könnte. Eine Möglichkeit wäre, die von Microsoft entwickelte Plattform, “Teams”:
Teams
Was ist Teams eigentlich?
Microsoft hat diese Plattform entwickelt, um eine Art „Online-Arbeitsplatz“ zu schaffen. Teams vereint mehrere Produkte von Microsoft365 (Outlook, SharePoint, Skype) mit sozialen Medien, wie Twitter. Es gibt eine Chat-Funktion (auch Video-Chat), die Möglichkeit, Meeting zu erstellen und beizutreten und das Teilen des gewohnten Microsoft Office-Dokuments (Word, PowerPoint, etc.). Ein gemeinsames Arbeiten und eine Kommunikation zwischen ArbeitskollegInnen sollen so, trotz des Arbeitens von Zuhause aus, gewährleistet werden. Das Home-Office soll damit also ermöglicht bzw. vereinfacht werden.
Um seine Aufgaben und Termine im Überblick zu behalten, bietet Teams außerdem eine Kalender- und Aufgaben-Funktion, welche auch für den Schul-Gebrauch relevant sein können (darauf gehe ich im Folgenden nochmals näher ein).
Wer kann Teams nutzen?
Jede/r die/der Microsoft365 bereits installiert hat, erhält nach einem Update, automatisch die neue Plattform. Windows-, Android- und iOS-Nutzer/innen können sich Teams auch auf ihr Smartphone oder Tablet laden. Als Lehrkraft, SchülerIn oder StudentIn ist der Zugang zu einem Microsoft Office-Konto kostenlos.
Wie funktioniert die Plattform?
Wie kann Teams im Unterricht eingesetzt werden?
Gerade während des Home-Schoolings, konnte diese Plattform als virtueller Klassenraum dienen. Die Lehrperson konnte ein „Team“ mit allen Klassenmitgliedern erstellen und alle relevanten Informationen, Unterlagen und Aufgaben darin teilen. Auch die Video-Anrufe konnten hier sehr einfach gestartet werden. Das nächste Meeting konnte dann einfach im Kalender vermerkt werden (so diente der Kalender als eine Art Stundenplan). Bei persönlichen Fragen an die Lehrperson oder an die Schülerin / den Schüler, konnte ganz einfach ein persönlicher Austausch mit der Chat-Funktion gestartet werden.
Aber auch in Zukunft bietet sich Teams als Organisations-Plattform für den Unterricht an. Termine und Aufgaben können so gut im blick behalten werden. Der Vorteil ist, wenn ein Schüler oder eine Schülerin mal vom Unterricht abwesend sein sollte, ist es ihr/ihm trotzdem möglich alle wichtigen Informationen und Aufgaben zu verfolgen bzw. zu erledigen, da diese hier festgehalten werden können.
Die SuS können ihre Aufgaben nicht nur im Überblick behalten, sondern auch direkt an die Lehrperson schicken und abgeben.
Diese Plattform eignet sich bestimmt sehr gut für SuS, welche sich bereits mit dem Computer etwas besser auskennen, bzw. mit dem Online-Learning im Allgemeinen etwas vertrauter sind. Ob PrimarstufenschülerInnen mit diesem Tool genauso gut umgehen können, ist fraglich.
Landesweite Schulschließungen, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu vermeiden, stellen Lehrkräfte, Schulleitungen und Eltern vor pädagogische, technisch-logistische und organisatorische Hürden. Die Zukunftsvorstellung mit „distance und online learning“ ist plötzlich und viel früher als geplant eingetreten. Das Schulsystem war unvorbereitet. Die meisten Lehrpersonen, vor allem die erfahrenen, waren noch sehr distanziert zu diesem neuen Lehr- und Lernverständnis. Die sozialen Ungleichheiten im Elternhaus waren noch nicht gelöst. Die Kinder würden sich zwar schnell an die neue Schulidee adaptieren und gewöhnen, viele Eltern aber nicht. Wir befinden uns derzeit in einer Situation im Schulwesen, die neben vielen Chancen auch große Hürden mit sich bringt.
Neben all den Herausforderungen, sehe ich diese Zeit als eine große Erfahrung. Es wurde uns bis heute gelehrt, dass das Wichtigste in diesem Beruf die Flexibilität ist- mit der Corona-Krise wurde diese Tatsache auch bestätigt!