Safer Internet: Unterrichtsmaterial – Kein Kind ohne digitale Kompetenzen

https://www.saferinternet.at/uploads/tx_simaterials/digitale-kompetenzen-handbuch-web-einzelseiten.pdf

„Safer Internet“ ist eine Tochter des ÖIAT („Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation) und in dieser Funktion nicht zuletzt für die Information und Schulung von Lehrpersonen im heimischen Schulsystem eingesetzt. Speziell geht es dabei – nomen est omen – um die sichere Nutzung des Internets. Vor allem vor dem Hintergrund der spätestens nach den letzten US-Präsidentschaftswahlen wieder verstärkt aufgeflammten Diskussion über die Einflussnahme des Internets. Dies bezieht sich auch auf gesellschaftlich/mediale Implikationen (Stichwort: Fake news), vor allem aber auf die individuellen und gruppendynamischen Auswirkungen, die die Nutzung des Internets im schulischen und privaten Bereich von SuS haben kann (Stichwort: Cyber-Mobbing; Sexting; Datenschutz; …). Pikant ist vor dem Hintergrund der letzten Ereignisse, dass sich Safer Internet offenbar auch von Facebook sponsern lässt, aber das nur am Rande.
Das Unterrichtsmaterial/Handbuch „Kein Kind ohne digitale Kompetenz – erst denken, dann klicken“ richtet sich direkt an LP. Speziell für LP werden bereits in der Einleitung weiterführende Links genannt (www.digikomp.at/ und www.virtuelle-ph.at/digikomp) die nicht nur Weiterbildungsangebote beinhalten, sonder zum Teil sogar digitale im Selbststudium vermitteln. Diese Strategie der „Hilfe zur Selbsthilfe“ wird auch im weiteren umgesetzt: Im vorderen Teil des „Handbuchs“ finden sich Argumente für und zum digiteln Unterricht zusammengefasst und kurz beschrieben, samt Tipps für die Praxis. Dabei werden auch sofort Ideen für die Umsetzung mitgeliefert, großteils von PädagogInnen bzw LP erarbeitet. Im Kapitel „So geht’s weiter“ finden sich Links zu zahlreichen Initiativen, die auch konkrete Inputs und Unterstützung bieten. Im Literaturverzeichnis und im Anhang sind alle weiterführenden Links verzeichnet, die auch für eine vertiefende Beschäftigung hilfreich sind.
Ein Problem der gesamten Broschüre stellt allerdings der Umstand dar, dass zwar in der Einleitung bereits von der digitalen Kompetenz und deren Erwerb auch in den Grundstufen gesprochen wird, die Definitionen für digitale Kompetenzen aber erst ab 10 Jahren definiert werden.

Licht und Schatten

Einen guten Überblick gibt das Argumentarium zu Beginn des „Handbuchs“: Wer am Sinn der digitalen Bildung angesichts von eGovernment, politischer Meinungsbildung im Internet, neuen Formen der Medien(nutzung) und vor allem dem (pro)aktiven Umgang mit diesen Angeboten zweifelt, erhält hier einige gute Hinweise auf den Stand der Dinge. Durchaus praxistauglich sind die sofort nachgelieferten Tipps und Links, die sich dierkt an die SuS richten. Dies beginnt dabei, sich hin und wieder selbst zu googeln, über den Check der eigenen Online-Identität (www.jobtalks.at/fileadmin/redakteure/Paket_C.pdf), diverse Jobplattformen und Tipps zur eigenen Medienkompetenz (www.mediamanual.at). Allerdings: diese Angebote richten sich grundsätzlich an SuS, die deutlich älter als 10 Jahre sind.
Ein zweiter Kritikpunkt: Die Broschüre datiert aus dem Jahr 2013 und auch wenn die Links offenbar alle gepflegt werden, manche Sites auf die verweisen wird, erscheinen bereits ein wenig „altbacken“.

Gut gelungen scheint hingegen die Darstellung des sich verändernden Lehrer(selbst)bildes durch die Digitalisierung. Neben der permamenten Motivation zur Weiterbildung wird auch dezidiert darauf hingewiesen, dass sich LP in der digitalen Welt neuen Herausforderungen gegenüber sehen. Auch hier wieder der Hinweis: Der Social Media Guideline wird für LP in der Grundstufe noch nicht so wichtig sein, wie für LP in der Sekundarstufe und weiterführenden Bildungseinrichtungen.

Im anschließenden Kapitel „Demotivierte Schüler/Innen sind störende Schüler/Innen“ ergehen sich der Hinweise zur Praxis allerdings in eher allgemeinen Ratschlägen und auch die Links sind auf dieser Seite sehr spärlich. Da hilft dann auch der Hinweis auf Hattie-Studie mit einem motivierenden „Auf den guten Lehrer kommt’s an!“ nicht viel. Immerhin sollen www.digicheck.at eine Einschätzung des eigenen digitalen Wissens ermöglichen und die bereits erwähnte Site www.virtuelle-ph.at/digikomp Weiterbildung zum Teil auch im Selbststudium liefern.
Und ob der Hinweis auf Teamteaching (und wie man das umsetzen könnte) sich mit einem Link auf die gemeinsame europäische Weiterbildungsplattform www.epict.at und dem Vorschlag www.doodle.com zur gemeinsamen Terminkoordination zu nutzen, umsetzen lässt, darf bezweifelt werden.
Inwieweit von den DirektorInnen einzusetzende Steuergruppen, wie sie vorgeschlagen werden, die Schulen digital fit machen können (oder bereits haben, Stichwort: 2013) kann ich leider nicht beurteilen. Doch hier auf die Selbstorganisation der einzelnen Schulen zu setzen, könnte an der Realität vorbeigehen.
Interessant auch der Hinweis auf Störsender im Kapitel „Testen, Prüfen und Schummeln“ – gleichzeitig wird aber betont, dass „… ihre Anwendung nach §74 des TKG (Telekommunikationssgesetz) verboten“ ist.

Die Linksammlung ist ohne Zweifel hilfreich, aber einmal mehr offenbart sie, dass es im Grundschulbereich wenig didaktisch/methodische Unterstützung in Sachen digitale Kompetenz(entwicklung) für die LP gibt.
Grundsätzlich ist das Handbuch aber nicht schlecht zu reden. Wer aufmerksam liest, und die Links gezielt für die eigenen Bedürfnisse herauszieht um sich einmal mit dieser Materie näher zu beschäftigen, kann auch als LP im Grundstufenbereich die eigenen Kompetenzen zunächst überprüfen und anhand des Link-Angebotes eventuell weitere Schritte ins Auge fassen.
Ein Tipp an die Hersteller der Broschüre: Eine gründliche Überarbeitung einerseits um die Inhalte nach fünf Jahren auf den neuesten Stand zu bringen einerseits. Anderseits sollte versucht werden – insbesondere in den hinteren Kapiteln – die Praxistipps didaktisch/methodisch „aufzuladen“ um den LP tatsächlich Werkzeuge für den Unterricht an die Hand zu geben.
Eine Lektüre am Abend mit dem angeschaltenen Tablet daneben ist allemal zu empfehlen.

Elmar Hillebrand