Was wäre, wenn …
Verfasst von Katharina Mayer, Josefin Schramek und Selina Hajek
Das Internet der Dinge hat nicht nur in unseren vier Wänden, sondern unter anderem auch in unterschiedlichen Bereichen der Infrastruktur seinen Einzug gefunden. Ein Beispiel hierfür wären der sogenannte „Smart Meter“, welcher den traditionellen Stromzähler ersetzen soll. Dieser soll allerdings nicht nur der Verbrauch und die Erzeugung von Strom messen und ferngesteuert eingeschalten werden können, sondern es geht primär um Effizienzsteigerung: Smart Meter sollen aktiv die Leistung von Stromerzeugern (z.B. Windrädern, Solaranlange, etc.) und Verbrauchern steuern können. Das bedeutet beispielsweise, dass sie bei zu viel Strom, Verbraucher wie Waschmaschinen in Smart Homes anstellen und bei zu wenig Strom beispielsweise auf Stromreserven von E-Autos zugreifen können. (vgl. ARD-Alpha, 26.03.2019)
Auch in Österreichs Haushalten sollen die Smart Meter Anwendung finden. Bis 2022 sollen 1,6 Millionen Haushalte im Versorgungsgebiet der Wiener Netze mit den neuen Zählern ausgestattet werden. Nutzen dieser neuen „smarten“ Stromzähler soll sein, dass die Kundinnen und Kunden ihren Stromverbrauch in einem Webportal überwachen und somit einen transparenten Blick auf ihren häuslichen Stromverbrauch haben können. Dies soll zum Stromsparen beitragen. Zusätzlich entfällt der jährliche Ablesetermin, da die Daten automatisch übermittelt werden. Dies soll für mehr Komfort sorgen. Außerdem sollen Energielieferanten individuelle, auf die Kundinnen und Kunden abgestimmte Produkte anbieten können, was auch zur Reduktion von Kosten beitragen soll. Wiener Netze versprechen ihren Kundinnen und Kunden zudem auch weiterhin absolute Datensicherheit. Eine Möglichkeit der Ablehnung dieser Smart Meter gibt es übrigens nicht. (vgl. Wiener Netze, 2019)
In Spanien, Italien und Finnland sind Smart Meter bereits im Einsatz. Doch mit dem technischen Fortschritt, kommen auch die damit verbundenen Schattenseiten. Was wäre, wenn sich tatsächlich jemand in ein solches System einhacken würde, um vorsätzlich Schaden anzurichten? Diese Frage stellte sich auch der spanische Hacker Javier Vazquez Vidal. Ihm gelang es, mit nur einem Gerät in ein solches Smart Meter-Netzwerk zu gelangen und Millionen spanischer Smart Meter zu kontrollieren. Es wäre möglich gewesen, ein Blackout herbeizuführen, ohne dass der Täter rückverfolgt werden könnte. (vgl. ARD-Alpha, 26.03.2019)
Was ein solcher Angriff auf infrastrukturelle Organe für Folgen haben kann, zeigte eine Cyber-Attacke auf ein Krankenhaus in Deutschland. Das voll vernetze Lukaskrankenhaus war Pionier im Bereich der Digitalisierung im medizinischen Feld. Röntgenbilder konnten in Echtzeit auf das Tablet des Arztes übermittelt werden und Krankenakten waren digital abgespeichert, bis es 2016 zu einer Cyber-Attacke kam. Eine aggressive Schadsoftware, welche über einen geöffneten E-Mail-Anhang in das System geriet, sorgte dafür, dass das gesamte IT-System heruntergefahren werden musste, zum Schutz der Patientendaten. Das Krankenhaus musste sich kurzzeitig von der Notfallversorgung im Rheinkreis abmelden und „analog“ weiterarbeiten. Es entstand ein Schaden in Millionenhöhe. Im April 2019 wurde das Verfahren gegen „Unbekannt“ eingestellt. Grund: es konnte kein Täter gefunden werden. (vgl. NGZ Online, 2019)
Auch wenn wir gerne darüber ins Staunen geraten, was heutzutage in unserer „smarten“ Welt alles möglich ist und welche enormen Vorteile diese Möglichkeiten mit sich bringen können, so sollten wir uns doch ab und an die Frage stellen „Was wäre, wenn…?“.
Verweise
ARD-Alpha. (26.03.2019). Wir hacken Deutschland. Von https://www.youtube.com/watch?v=xYlW39ErR1M am 07.05.2019 abgerufen
NGZ Online. (2019). Lukaskrankenhaus Neuss. Ermittlungen gegen Cyber-Hacker wurden eingestellt. Von https://rp-online.de/nrw/staedte/neuss/neuss-ermittlungen-gegen-cyber-attacke-am-lukaskrankenhaus-wurden-eingestellt_aid-38071849 am 10.05.2019 abgerufen
Wiener Netze. (2019). Warum Smart Meter? Von https://www.wienernetze.at/wn/smartmeter/smartmeter_8/Warum_Smart_Meter.html am 10.05.2019 abgerufen
Ich finde das schlimmste daran eigentlich, dass man als Privatperson keinen Einfluss darauf hat. Was bringt es mir diese Dinge zu wissen, wenn ich mich dagegen nicht wehren kann; wenn ich weiß, was die möglichen Folgen eines Smart Meters sind, ich diesen aber nicht ablehnen darf? Da stellt sich mir dann schon die Frage, ob ich nicht lieber „dumm“ bleiben und nichts über die möglichen Folgen wissen will, anstatt frustriert und ängstlich einem möglichen „Was wäre wenn“-Szenario entgegenzublicken…?
Ist von mir jetzt bewusst reißerisch formuliert und nein, natürlich möchte ich nicht „dumm“ bleiben und die Augen schließen. Vielleicht kann aber der/die Eine oder Andere meine Gedanken dazu nachvollziehen?
Ich kann deine Ansicht sehr gut nachvollziehen. Sich mit diesem „Smart Meter“ konfrontiert zu sehen und eigentlich nichts dagegen tun zu können, finde ich auch sehr problematisch. Eigentlich hört sich das ja alles sehr gut an … immer einen Überblick über seinen Stromverbrauch zu haben, Kosten damit einsparen zu können usw. Die Schattenseiten, die diese technischen Errungenschaften aber mit sich bringen, werden meiner Ansicht nach zu wenig thematisiert. Dieser Vorfall in dem Krankenhaus zeigt doch sehr gut auf, welche negativen Folgen solche technischen Fortschritte haben können. Natürlich möchte ich nicht alles negativ bewerten. Vieles hat sicherlich seine Berechtigung, aber dennoch sollte diesen Tools auch mit einer gewissen Skepsis begegnet werden. Außerdem sollte ich als Privatperson noch selbst darüber entscheiden können, was ich in welchem Ausmaß nutzen möchte und was nicht.
Ich bin derselben Meinung wie meine Kolleginnen. Ich denke, dass jeder selbst entschieden sollte, inwieweit das eigene Leben „smarter“ werden soll bzw. wie lange es noch „analog“ bleibt (zumindest so analog wie in der heutigen Zeit noch möglich ist). Keine Möglichkeit zu haben diese Smart Meter abzulehnen finde ich kurios… Warum sollen ALLE Haushalte zukünftig diesen smarten Stromzähler haben? Dazu war eine Informationssuche meinerseits Notwendig. Diese Ergab:
„Die Intelligente Messgeräte-Einführungsverordnung (IME-VO) sieht vor, dass der Netzbetreiber dem Wunsch zu entsprechen hat, wenn die Kundin oder der Kunde keinen Smart Meter haben will. Ein elektronischer Zähler kann aber generell nicht abgelehnt werden. Im Fall einer Ablehnung muss der Netzbetreiber den elektronischen Zähler so konfigurieren, dass keine Monats-, Tages- und Viertelstundenwerte gespeichert und übertragen werden können und die Abschalt- sowie Leistungsbegrenzungsfunktion deaktiviert sind. Das muss am Messgerät ersichtlich sein. Das heißt, ein Kunde kann sich gegen die Funktionalitäten eines Smart Meter entscheiden – sogenanntes Opt-out –, allerdings nicht gegen die Installation eines elektronischen Zählers an sich. – derstandard.at/2000096933702/So-kann-der-Kunde-den-Umstieg-auf-Smart-Meter-verweigern“
Warum dieser „smarte“ Stromzähler trotzdem eingebaut werden muss, ging in diesem Interview nicht hervor, aber wenigstens werden die Wünsche der Privatpersonen respektiert.