Was ist Robotik? Und seit wann gibt es eigentlich Roboter?
Die ersten Roboter kamen in den 1960er Jahren auf den Markt und wurden in der Industrie im Fertigungsprozess eingesetzt. Heute sprechen wir schon von der 4. Generation von Robotern, die nicht mehr nur einfache Tätigkeiten in der Fertigungsindustrie verrichten, sondern auch autonom und „smart“ agieren können. Im Unterschied zu programmierbaren Robotern können autonome Roboter ihre Aufgaben großteils selbständig ausführen. Sie sind mit Sensoren und Kontrollsystemen ausgestattet und können sich den Gegebenheiten anpassen. Sie können Situationen analysieren und entsprechend darauf reagieren. (https://epub.oeaw.ac.at/0xc1aa5576%200×00371074.pdf )
Robotik ist ein interdisziplinares Fach, dass Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik kombiniert. Es handelt sich um ein Forschungsgebiet, das sich stark entwickelt und einige ethische und rechtliche Fragen aufwirft, besonders im Bereich der sozialen Robotik. Durch die steigende Zahl an pflegebedürftigen Menschen in der Bevölkerung, sind vor allem humanoide (menschenähnliche) Roboter im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit. Die Robotik-Professorin Dr. Dongheui Lee (Technische Universität München) bringt Robotern menschliches Verhalten bei. (Mensch, Maschine! Business Vogue, 01/2020) Sie sollen den Menschen in Zukunft das Leben erleichtern, indem sie zum Beispiel das Abendessen zubereiten. Roboter sollen durch Imitation lernen, mit dem Ziel, dass sie sich eines Tages autonom unter Menschen bewegen können.
Der Entwicklungsbericht Robotik in Österreich (Projektbericht Nr. 2017-03 | ISSN: 1819-1320 | ISSN-Online: 1818-6556) zeigt, dass die Robotik nicht nur in der Industrie und im Sozialbereich, sondern praktisch in allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen ein Thema ist und zum Einsatz kommen soll bzw. schon kommt.
Im Gesundheitsbereich findet die Robotik bereits Anwendung im Bereich der Prothesen (Exoskelette, steuerbare Prothesen), Chirurgie (Medizin-Roboter operieren millimetergenau) und bei der Therapie und Rehabilitation. Im Konsumbereich kennen wir Roboter als Haushaltsgeräte, wie den selbstfahrenden Staubsauger, aber auch in der Landwirtschaft und beim Militär kommen Roboter zum Einsatz. Technisch wird immer mehr möglich, wir sind kurz davor, unsere Autos nicht mehr selbst zu steuern und wir müssen uns die Frage stellen, ob wir wirklich immer mehr Tätigkeiten, die bisher von ganzen Berufsgruppen übernommen wurden, an Maschinen übertragen wollen. Wenn immer weniger Menschen Tätigkeiten übernehmen, bei denen der soziale Kontakt eine große Rolle spielt, wie zum Beispiel in der Pflege, wird dann unsere Gesellschaft entmenschlicht? Auf welcher Basis werden Entscheidungen getroffen? Wer haftet, wenn etwas passiert und wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Und wie ist die Gefahr von Hackerangriffen einzuschätzen?
Die Befürworter des Pflegeroboters sehen in dieser Entwicklung den Vorteil, dass ältere Menschen länger selbständig zu Hause leben können. Das ist auch von politischem Interesse, da die Anzahl der Pflegebedürftigen jedes Jahr steigt. Verdeutlicht wird das in der folgenden Statistik:
Quelle: Statista Austria
Pepper, der Pflegeroboter
Pepper ist ein humanoider Roboter, der von Aldebaran Softbank Robotics entwickelt wurde.
Roboter Pepper: https://www.probo-robotics.at/
Pepper ist 120 cm groß und 28 kg schwer. Von seiner Statur her ähnelt er einem jungen Mann, seine großen Augen entsprechen dem Kindchenschema. Der Roboter wirkt dadurch attrakiver und „unschuldig“. Je mehr ein Roboter aussieht wie ein Mensch, desto eher wird er auch vom Menschen angenommen werden. Pepper kann zuhören, sprechen, die Mimik seines Gegenübers analysieren und entsprechend darauf reagieren. Der Roboter soll auch in der Kundenbetreuung eingesetzt werden, ein positives, humanoides Aussehen ist daher unerlässlich.
Roboter wie Pepper sind also in der Lage anhand von Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Stimmlage eines Menschen, dessen Gefühlslage einzuschätzen und eine passende Reaktion zu zeigen. Damit entlastet er Kundenbetreuer in Unternehmen und Pflegepersonal in Alten- und Pflegeheimen. In der Folge werden Arbeitskräfte allerdings nicht nur entlastet, sondern auch ersetzt. Hier stellt sich die Frage, ob die Menschen gerade viel Geld in eine Technologie investieren, die uns in Zukunft die Arbeitsplätze wegnehmen wird? Prof. Dongheui sagt in der Business Vogue vom April 2020: „Aber grundsätzlich geht es nicht darum, dass Roboter Menschen den Job wegnehmen, sondern dass sie die hässlichen und gefährlichen Jobs übernehmen.“ Entspricht das den Tatsachen? Ist Pflege ein „hässlicher und gefährlicher“ Beruf? Sind der Empfang und die Betreuung von Kunden in einem Unternehmen ein hässlicher Beruf?
Lisa Rosa beschreibt in ihrem Blogbeitrag Lernen im digitalen Zeitalter. die Auswirkungen, die die neuen Technologien auf unser Leben haben werden: Der Computer wird bis 2050 die Hälfte aller heutigen Arbeitsplätze, sowie die Berufe, die dahinter stehen, vernichten. Das betrifft nicht nur die industrielle Produktion, sondern auch Tätigkeiten in Verwaltung und Dienstleistungsberufe. Die neuen Arbeitsplätze, die durch diese technologische und gesellschaftliche Veränderung geschaffen werden, stehen in keinem Verhältnis dazu.
Je mehr Roboter eingesetzt werden, desto mehr werden zwischenmenschliche Kontakte reduziert. In der Psychologie ist schon lange das Phänomen der Deprivationsstörung bekannt: Man versteht unter diesem Begriff eine physische und psychische Störung, die dadurch entsteht, dass Kinder über einen längeren Zeitpunkt zwar körperlich versorgt werden, aber kaum persönliche Zuwendung einer konstanten Bezugsperson erfahren. (https://lexikon.stangl.eu) Ist eine Maschine eine konstante Bezugsperson? Wollen wir wirklich, dass die Bewohner eines Altenheims mit einem Roboter sprechen müssen, wenn sie etwas trinken möchten? Gerade bei der Betreuung von alten und kranken Menschen geht es um mehr als die Erfüllung von physischen Bedürfnissen. Der soziale Kontakt, ein freundliches Wort, eine persönliche Geschichte aus dem Alltag eines anderen, eine Berührung, ein Blick, …. Das alles ist auch Medizin für pflegebedürftige Menschen und ist durch eine Maschine nicht gleichermaßen durchführbar.
Die Technik darf nie menschliche Zuwendung ersetzen!