Alexa: Privatsphäre und persönliche Daten gegen bequemen Lifestyle?

In diesem Blog widmen wir uns nun der Frage, wie es bei Alexa mit unseren Daten aussieht. Tauschen wir mit dieser netten, privaten, intelligenten Sprachassistentin unsere Privatsphäre gegen Bequemlichkeit? Hängen wir uns mit ihr ein Damoklesschwert ins Haus?  Ist unter dem Deckmantel des „ach so tollen Helferleins“ eigentlich eine kleine Spionin versteckt? Ist die liebe Alexa womöglich eine Wölfin im Schafspelz?

Wir begannen mit unserer Recherche bei der Quelle: Amazon. Uns hat es interessiert, welches Statement dazu der Großkonzern in die Öffentlichkeit trägt. Folgendes können wir nun von der Internetseite von Amazon zusammenfassen:

Amazon gehe gewissenhaft und sorgfältig mit persönlichen Informationen um, dies jedoch in Übereinstimmung mit den Datenschutzbestimmungen von Amazon. Einmal in diese Datenschutzerklärung zu sehen, ist bestimmt nicht nur für Alexa-Inhaber/innen interessant – auch gewöhnliche Amazon-Kunden könnten hier einen „Aha-Moment“ erleben. In Bezug auf Alexa finden sich hier folgende konkrete Anführungen:

  • Bei der Frage für welchen Zweck persönliche Informationen verarbeitet werden, führt Amazon den Punkt „Bereitstellung von Sprachdiensten“ an: Wenn Sprachdienste genutzt werden, werden die Spracheingabe und andere persönliche Informationen verarbeitet.
  • Bei der Frage ob persönliche Informationen weitergegeben werden wird der Punkt „Transaktionen mit Dritten“ erläutert. So können sogenannte „Skills“ von Drittanbietern über den Alexa-Sprachdienst aktiviert werden.
  • Bei den „Beispielen erhobener Informationen“ wird Alexa bei Punkt fünf erwähnt – Kund/innen stellen Amazon Informationen zur Verfügung, wenn mit Alexa gesprochen oder „anderweitig interagiert“ wird. Konkret wird es weiter unten: durch das Sprechen und die Interaktion mit Alexa werden Amazon Sprachaufzeichnungen zur Verfügung gestellt.
  • Auch erhält Amazon Informationen aus anderen Quellen und bei Alexa handelt es sich dabei um Informationen anderer Geräte und Dienste, die mit ihr verbunden sind.

Und wie lange werden persönliche Informationen allgemein gespeichert? Nun ja: „so lange wie dies erforderlich ist, um die in der Datenschutzerklärung beschrieben Zwecke zu erfüllen usw.…“ – alles klar!

Nun zurück zur konkreten Seite über Alexa:

Bei einer unbeabsichtigten Aktivierung bei der ein anderes Wort oder akustisches Signal als Aktivierungswort interpretiert wird, folgt logischerweise eine unbeabsichtigte Sprachaufzeichnung und Weiterleitung an den Server – dieser Vorgang wird jedoch laut Amazon durch ein sicht- oder hörbares Zeichen signalisiert. Alle Sprachaufzeichnungen, einschließlich der unbeabsichtigten, könnten dann im Verlauf der Alexa-App überprüft und gelöscht werden. Auch können die Mikrofone gezielt ausgeschaltet werden, wodurch eine Sprachaufzeichnung nicht mehr möglich sei. Des Weiteren wird ausführlich beschrieben, wie Sprachaufzeichnungen verwaltet, überprüft und gelöscht werden können, sowie die daraus resultierenden „Konsequenzen“. Das Löschen der Sprachaufzeichnungen wirke sich auf das vielerwähnte „Alexa-Erlebnis“ aus. Allgemein bekommt man beim Durchlesen der Seite in wohl dosierten Portionen immer wieder das Gefühl vermittelt, diese ganze Sache mit der Verwendung und Weitergabe persönlicher Daten sei eigentlich nur um „das persönliche Erlebnis, die Dienste, die Anpassung an persönliche Wünsche und Vorlieben“ zu maximieren. Nun denn.

Jedoch schwebt da nicht vielleicht doch ein Damoklesschwert über unseren Köpfen?

Alexa ist was das Thema Datenschutz betrifft doch recht umstritten. So lesen sich oftmals folgende Vorwürfe:  Alexa lausche, Alexa sei eine Wanze, Alexa spioniert, Alexa gibt Privatgespräche weiter.

Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass durch die eingangs erwähnte „unbeabsichtigte Aktivierung“ auch Gespräche aufgezeichnet werden könnten, welche nicht unbedingt für andere Ohren gedacht sind und sensible, private Informationen enthalten. Zwar kann man die Sprachaufzeichnungen löschen, jedoch stellt sich die Frage wie viele Menschen dies in Wahrheit tun, vor allem wenn sie nicht merken, dass „unbeabsichtigt“ aufgezeichnet wird. Laut diesem Beitrag auf GoogleWatchBlog, bekommen Amazon-Mitarbeiter täglich eine Vielzahl von auszuwertenden Sprachaufzeichnungen, welche auch verschriftlicht werden, auf denen nicht gerade wenige Privatgespräche zu hören sind.

Hier zu einem weiteren Vorwurf: Alexa sei Beweismittellieferantin

In den USA geschah dies bereits bei folgendem Fall: Nach einem Mord wollten die Ermittler an die Alexa-Aufzeichnungen des Beschuldigten. Amazon verweigerte dies zuerst, erst nachdem der Beschuldigte selbst einwilligte wurden die Daten freigegeben. In Europa gibt es anscheinend schon Bestrebungen (oder gibt es bereits begrenzte Befugnisse?), dass Sicherheitsbehörden Daten von Alexa als Beweise für Ermittlungen nutzen. Folgendes Video der Tagesschau in Deutschland zeigt eine aufschlussreiche Diskussion zu dieser Thematik:

Nun, es bleibt wohl jedem selbst überlassen sich ein Bild darüber zu machen. Was Alexa zu dem Thema zu sagen hat erfährt ihr in unserem Podcast.

Quellen:

https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html?nodeId=GA7E98TJFEJLYSFR

https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html?nodeId=3312401

https://www.notebookcheck.com/Alexa-als-Wanze-Amazon-Statement-zum-Lauschangriff-der-Behoerden.423113.0.html

https://www.forbes.com/sites/davidphelan/2019/04/12/amazon-confirms-staff-listen-to-alexa-conversations-heres-all-you-need-to-know/

https://www.datenschutzexperte.de/blog/datenschutz-im-alltag/alexa-datenschutz-sprachassistenten/

https://www.giga.de/unternehmen/amazon/news/zdf-verurteilt-alexa-ist-amazons-sprachassistent-gefaehrlich/

https://www.tagesschau.de/inland/sprachassistent-beweismittel-101.html

8 thoughts on “Alexa: Privatsphäre und persönliche Daten gegen bequemen Lifestyle?”

  1. Ich bin mir sehr sicher, dass Alexa es ermöglicht Daten von den NutzerInnen zu speichern. Das merke ich alleine schon bei meinem Smartphone ganz klar. Ich bin immer wieder erstaunt und eigentlich schockiert, dass ich Online-Werbung erhalte, nachdem ich einen Produktnamen nur ausgesprochen habe. Ich spreche mit Freunden darüber, dass ich eine Hose einer bestimmten Marke sehr schön finde und im nächsten Moment sehe ich genau für diese eine Werbeanzeige. Also eines steht fest: Man braucht keine Alexa, um abgehört zu werden.

  2. Ich selbst habe eigentlich keinerlei Erfahrung mit Alexa, habe jedoch auch schon sehr viel darüber gehört. Ich habe auf meinem Handy die Google Sprachsteuerung, doch sie kommt bei mir eigentlich nie in Verwendung. Es ist immer wieder schockierend sich über derartige Funktionen bzw. Devices zu informieren. Ich glaube, dass in der Zukunft Alexa bzw. die Google Sprachsteuerung immer mehr verwendet werden wird, da die Menschen auch irgendwann die „Gefahr“ hinter ihnen nicht mehr beachten und für nicht allzu dramatisch empfinden.
    Es gibt beispielsweise ein neues Gesellschaftsspiel, welches mithilfe Google Sprachsteuerung Fragen beantworten soll, da diese somit immer aktuell bleiben und das Spiel nie veraltet. Das bedeutet, dass diese Funktionen auch nicht nur im Alltag dienen sollen, sondern auch in der Gesellschaft und somit haben junge Menschen auch schon sehr viel Kontakt mit derartigen Sprachassistenten.

  3. Gefällt mir, der Beitrag, vor allem das Interview mit Alexa; ich selbst ärgere mich ja weniger über das Ausspionieren und Datenabsaugen – das lässt sich zumindest teilweise verhindern, indem man bestimmte APPS und Devices nicht an sich heranlässt – als über die CEOs und Entwickler, die jeden Missbrauch so lange abstreiten, bis jemand wie Snowden o.a. klipp und klar beweisen, welches Schindluder tatsächlich getrieben wird. Was die Sache meines Erachtens noch perfider macht: die Technik funktioniert in vielen Belangen so gut und überzeugend, dass sich niemand davon verabschiedet, nur weil vielleicht der Streit mit dem Partner mitgehört werden könnte. Orwell lesen! Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Amazon et al. zerschlagen und teilverstaatlicht gehören.

  4. Persönlich habe ich zwar Erfahrung mit manchen Devices (Alexa, etc.) jedoch nicht aktiv in Verwendung. Die Tatsache, dass unsere Daten gesammelt werden etc. ist keine Neue, jedoch habe ich in meinem Bekanntenkreis bereits lustige Erfahrungen damit gemacht. So haben Bekannte meinerseits, sich entschieden gegen Whatsapp oder die JÖ Card ausgesprochen, dann jedoch sich eine Alexa ins Wohnzimmer gestellt. Die Ironie hierbei, va. da Alexa in den Anfangszeiten ja noch keinen Mikro-Stumm Knopf hatte, finde ich sehr amüsant. Jedoch gibt es, zumindest macht es den Anschein, immer mehr Menschen, welche sich zwar über Datenschutz und die Lücken in manchen Bereichen echauffieren, jedoch dann teilweise ihr gesamtes Privatleben auf Social Media etc. preisgeben. Wenn man sich eine Alexa oder ein ähnliches Gerät ins Haus holt, muss man halt auch damit rechnen, dass diese Daten gesammelt, verarbeitet etc. werden.
    Den Blogbeitrag finde ich sehr gelungen und finde es gut, dass hier die „neue“ Technologie hinterfragt wird. Die Antworten von Alexa selbst fand ich tlw. sehr belustigend, jedoch ist und bleibt es eine künstliche Intelligenz.
    Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Michael Niavarani aus dem Jahre 2009: „Facebook ist Stasi auf freiwilliger Basis!“(https://www.youtube.com/watch?v=v5cZaaRzwGk) und ich glaube, dass wir hierbei mit Alexa noch einen Schritt weiter gegangen sind.

  5. Ich finde das Thema Alexa und Privatsphäre sehr interessant und spannend. Ich selbst bin nur einmal mit einer „Alexa“ in Kontakt gekommen. Dies war sehr lustig, aber die Frage stellt sich für mich hierbei, ob ich etwas brauche, was lustig ist und damit meine Privatsphäre aufs Spiel setze. Wsl. passiert im Endeffekt eh nichts aber trd., man weiß ja nie. Das selbe Problem erlebe ich immer wieder mit dem Smartphone. Spricht man mit Freunden über ein Produkt oder über eine gewisse Marke in der Anwesenheit von Smartphones und im nächsten Moment schaut man auf dessen Bildschirm (Instagram, Google, usw.) wird einem genau dieses Produkt in der Werbung vorgeschlagen – das find ich echt crazy.

  6. Sehr guter Beitrag, wie ich finde. Tolles Interview mit Alexa, die ja hier fast schon in Politiker-Manier bei kritischen Fragen ausweicht. Ich habe mich beim Nachdenken über dieses Thema vor allem gefragt, warum so viele Menschen eine derartige Überwachung freiwillig zu lassen und mich in diesem Rahmen unweigerlich mit dem Nichts-zu-verbergen-Argument auseinandergesetzt, das überraschenderweise sogar einen Wikipedia-Eintrag besitzt (https://de.wikipedia.org/wiki/Nichts-zu-verbergen-Argument). Diesbezüglich bin ich auf ein sehr intelligentes Zitat von Edward Snowden gestoßen, das wie folgt lautet: „Arguing that you don’t care about the right to privacy because you have nothing to hide is no different than saying you don’t care about free speech because you have nothing to say.“
    Das Thema war übrigens auch schon bei „Gute Nacht Österreich“ mit Peter Klien – Humor sicherlich Geschmackssache, aber auch sehr interessant (https://www.youtube.com/watch?v=q3DZ2bLIFPY).

  7. Sehr interessanter Beitrag. Tolles Interview mit Alexa, die ja fast schon in Politiker-Manier bei kritischen Fragen ausweicht. Beim Nachdenken über dieses Thema habe ich mich vor allem gefragt, warum so viele Menschen eine derartige Überwachung freiwillig zulassen und mich unweigerlich mit dem Nichts-zu-verbergen-Argument auseinandergesetzt, was überraschenderweise sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag besitzt (https://de.wikipedia.org/wiki/Nichts-zu-verbergen-Argument). Diesbezüglich bin ich auf ein sehr intelligentes Zitat von Edward Snowden gestoßen, das wie folgt lautet:“Arguing that you don’t care about the right to privacy because you have nothing to hide is no different than saying you don’t care about free speech because you have nothing to say.“

    Das Thema war übrigens auch schon bei „Gute Nacht Österreich“ mit Peter Klien – Humor sicherlich Geschmackssache, aber auch sehr interessant (https://www.youtube.com/watch?v=q3DZ2bLIFPY).

  8. Guter Beitrag! Selbstverständlich speichern Alexa und Co unsere Daten. Ich bin überzeugt, dass diese Daten für die Firmen weitaus mehr wert sind, als uns allen klar ist. Aktuell ist es leider so, dass wir für unseren modernen Lifestyle gewisse Eingeständnisse machen müssen. Wie ihr richtig sagt, muss das jede*r für sich selbst entscheiden. In der Zukunft wird da wohl noch einiges an die Oberfläche kommen. Vielleicht ist das aber auch die Möglichkeit, dass sich Menschen damit beschäftigen, die unsere Privatsphäre schützen können, ohne zu viel von unserem bequemen Leben wieder aufzugeben. Für uns als Lehrer*innen ist es sicher eine wichtige Aufgabe, den Kindern auch den richtigen Umgang mit der eigenen Privatsphäre zu vermitteln.

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