Facebook, Twitter, WhatsApp …. Diese neuen Medien sind Realität und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Dies gilt umso mehr für die Generation der „digital natives“ – praktisch jede Schülerinnen und jeder Schüler hat heute einen Internetzugang oder ein Smartphone und benutzt diverse soziale Netzwerke.
Doch wie soll man als Lehrperson mit diesem Faktum umgehen, wie soll man sich verhalten, wenn von Schülerinnen und Schülern Freundschaftsanfragen kommen?
Jeder Lehrer und jede Lehrerin wird früher oder später in diese Situation kommen, doch wie würden wir auf so eine Freundschaftsanfrage reagieren. Sicher fühlen wir uns geschmeichelt, wenn Schüler und Schülerinnen mit uns befreundet sein wollen, doch können Lehrer und Lehrerinnen und Schüler und Schülerinnen Freunde sein? Will ich dass meine Schüler und Schülerinnen private Informationen von mir lesen können? Will ich als Lehrer oder Lehrerin private Informationen von Schülern und Schülerinnen lesen können? Diese Fragen sollte man sich stellen bevor man eine Freundschaftsanfrage von Schüler und Schülerinnen beantwortet. Wir, die Autoren dieses Blogs nehmen keine Freundschaftsanfragen von Schülerinnen und Schülern an. Als Lehrer und Lehrerin ist man eine Respektsperon, man sollte ein Vorbild sein. In sozialen Netzwerken ist die Gefahr sehr groß, dass diese Grenzen verschwimmen.
„Lehrer und Schüler können keine Freunde sein“ – In Deutschland haben sich einige Landesregierungen dieser Thematik angenommen und Richtlinien für Staatsbedienstete veröffentlicht, in der Lehrern und Lehrerinnen empfohlen wird, Freundschaftsanfragen auf Facebook von Schülerinnen und Schülern zurückzuweisen. Die größte Problematik sieht das bayrische Kultusministerium darin, dass nicht alle Schüler und Schülerinnen gleich behandelt werden können. Man ist nicht mit jedem einzelnen Schüler und Schülerin befreundet beziehungsweise hat nicht jeder Schüler und Schülerin einen Zugang zu Facebook. Schulbezogenene Informationen erhalten somit nur diejenigen Schüler und Schülerinnen die diese Plattform nutzten (siehe derstandard.at).
In Österreich gibt es derzeit weder gesetzlichen Regelungen noch offizielle Empfehlungen. Im Sinne des Unterrichtsprizips digitale Medienerziehung (Details unter mediamanual.at) ist es jedoch unabdinglich, den Umgang mit Sozialen Medien zu adressieren.
Ganz anders sieht dies Catrin Kurtz, eine Lehrerin aus Bayern: „Die Augen vor der Lebenswirklichkeit der Schüler zu verschließen, ist zu einfach – Hinschauen ist Pflicht von Pädagogen und Eltern. Ja, ich bin bei Facebook. Ja, ich bin dort auch mit Schülern befreundet. Und ja, das alles, obwohl auch den bayerischen Lehrern nahegelegt wurde, ihre Facebook-Accounts zu löschen.“ (Zitiert aus Sueddeutsche Zeitung). Die in diesem Blog vertretene Argumentation ist schlüssig: glaubhafter Ansprechpartner einer kritischen Mediennutzung zu sein.
Wir meinen, Freundschaftsanfragen von Schülerinnen und Schülern sollte man nicht als solche annehmen, man sollte aber sehr wohl in einem Gespräch darauf reagieren. Das Ziel eines solchen Gespräches kann z.B. sein, respektvoll aber bestimmt darauf zu verweisen, die eigene Privatsphäre im Lichte des Verhältnisses Lehrerin bzw. Lehrer – Schülerin bzw. Schüler nicht öffentlich zu gestalten – im Sinne beider. Es spricht allerdings nichts gegen eine online Lernplattform wie zum Beispiel Moodle zu benutzen. Auf solchen Seiten kann man über schulische Sachen diskutieren oder nachfragen wenn man etwas nicht verstanden hat, ohne in Gefahr zu geraten zu viel Privates von sich preis zu geben.
Immer noch ratlos? Der Schweizer Dozent Philippe Wampfler adaptierte 2012 die Social Media Guidelines des ORF zu einem Leitfaden für Lehrberufe (siehe schulesocialmedia.com), diesen Leitfaden in sozialen Netzwerken und auch außerhalb zu beherzigen kann in keinem Falle falsch sein:
1. Tue nichts Dummes!
2. Man ist im Internet nie nur Privatperson, sondern wird als auch Lehrperson wahrgenommen.
3. Achte auf deinen Ruf und auf den deiner Schule.
4. Tue nichts, was Zweifel an deiner Qualifikation für den Lehrberuf und an deiner Fairness gegenüber deinen Schülerinnen und Schüler auslösen könnte.
5. Zeige Fingerspitzengefühl bei politischen, religiösen und anderen heiklen Themen.
6. Schreibe nichts, von dem du nicht willst, dass es auch morgen oder in einigen Jahren noch auf dem Netz zu finden sein wird.
7. Soziale Netzwerke sind Werkzeuge, keine Spielzeuge.
8. Interagiere mit Schülerinnen, Schülern und anderen Lehrpersonen.
9. Bleibe höflich.
10. Kümmere dich um deine Privatsphäreneinstellungen.
11. Halte dich auch im Netz an Gesetze – insbesondere ans Urheberrecht.
Weiterführende Informationen, Quellen und Links:
http://derstandard.at/1373514129478/Facebook-Verbot-fuer-Lehrer-umstritten (Zugriff 27.5.2015, 14:08)
http://www.sueddeutsche.de/bildung/lehrer-blog-ich-bin-bei-facebook-mit-schuelern-befreundet-1.1811901 (Zugriff: 27.5.2015, 14:30)
http://www.mediamanual.at/mediamanual/leitfaden/medienerziehung/grundsatzerlass/index.php (Zugriff 27.5.2015, 19:30)
http://schulesocialmedia.com/2012/03/21/social-media-guidelines-fur-lehrpersonen/ (Zugriff 27.5.2015, 15:00)
https://moodle.org/