„Wie sehr beeinflusst die verstärkte Arbeit mit digitalen Medien die sozialen Gruppenbeziehungen in den Klassen (z.B. Diskussionen und Brainstormings, die online stattfinden und nicht ‚face-to-face‘)?“

Einführung

In der heutigen Zeit der modernen Kommunikation sind digitale Medien aus dem Klassenzimmer nicht wegzudenken. Schulische Aufgaben wie Präsentationen und Hausaufgaben werden über digitale Medien (z.B Laptop, Smartphone, Tablet) in Auftrag gegeben, wobei Schüler/innen entweder schon vor dem schulfähigen Alter an solche Instrumentarien gewöhnt sind, oder diese von der Schule zur Verfügung gestellt bekommen. Wie sehr digitale Medien nicht nur Einfluss auf die Prozesse der schulischen Aufgaben, sondern auch auf die Beziehungen zwischen den Schüler/innen haben, behandelt dieser Seminarblog. Darin wird versucht, zumindest Teilaspekte der umfangreichen Fragestellung zu beantworten, wie sehr die Arbeit mit digitalen Medien die Kommunikation der heutigen Jugend beeinflusst und ob sich dieser Einfluss positiv oder negativ auswirkt. „Dass“ digitale Medien einen (wie auch immer gearteten) Einfluss auf das Kommunikationsverhalten der Benutzer ausüben, wird in dieser Abhandlung vorausgesetzt.

Einfluss der Medien auf Jugendliche im Alter von 12-18 Jahren

Das Zeitalter der digitalen Medien ist zum zentralen Lebensbereich der heutigen Jugend geworden. Virtuelle Plattformen bilden nunmehr den Mittelpunkt der Gesellschaft, des informativen Austausches und der sozialen Kommunikation. Gerade für die Jugend des 21. Jahrhunderts ist die Welt der digitalen Plattformen praktisch von Kindesbeinen an ständiger Begleiter und bildet somit eine Parallele zur, wenn nicht sogar teilweise einen Ersatz für Realität. Nahezu jeder Jugendliche besitzt ein Smartphone, einen Fernseher und einen Laptop und hat die Möglichkeit, diese Geräte täglich zu nutzen. Ein starker Fokus auf das Internet, insbesondere auf den Zusammenschluss von Peergruppen innerhalb von sozialen Netzwerken geht mit diesen Rahmenbedingungen einher und ist im vergangenen Jahrzehnt bereits eine etablierte Selbstverständlichkeit im sozialen Austausch zwischen Jugendlichen geworden.

In dieser Hinsicht ist auch zu vermerken, dass die Nutzung nicht nur Einfluss auf die Jugend hat, sondern sich auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen. Während sich  Mädchen vorwiegend für Inhalte wie z.B. Mode interessieren, beschäftigen sich Buben vermehrt mit Themengebieten rund um Technik und Sport. Auch politische und gesellschaftliche Themen werden von den Jugendlichen durch digitale Medien aufgegriffen.

Bedeutung der Gruppenbeziehungen – Die „Peers“

In der Zeit ihres Heranwachsens suchen Jugendliche offenbar vor allem nach Gleichgesinnten, die ihrer Meinung nach zur selben Zeit das Gleiche durchmachen. Die damit in den meisten Fällen einhergehende Distanz zu den Eltern und zu Erwachsenen im Allgemeinen ist eine vielfach belegte, entwicklungspsychologische Stufe auf dem Weg zum Erwachsen-Werden. Die Autorität der Erwachsenen im Elternhaus wird angezweifelt und in Frage gestellt. Es kommt zu einer Veränderung der sozialen Beziehungen, in der die Selbstfindung während der Adoleszenz oberste Bedeutung hat. Unter Peers werden Gefühle, bedeutende Informationen, Geschehnisse, Interessen und persönliche Belange ausgetauscht. Die Jugendlichen unterstützen und helfen sich untereinander, gleichzeitig erwachsen aus demselben „Selbstfindungsprozess“ auch Zwistigkeiten innerhalb der Peergruppen („Wo gehöre ich hin?“, „Gehöre ich dazu?“, „Wer gehört nicht dazu?“, …). Dadurch ergeben sich nicht nur Gruppierungen im Hinblick auf  Freizeitinteressen, sondern auch Gruppierungen innerhalb von Klassengemeinschaften. Digitale Medien können für die Kommunikation zwischen Schulkolleg/innen einerseits Einschränkungen aus früheren Zeiten (Benutzung des Familien-Festnetztelefons anstatt des eigenen Handys) überbrücken, andererseits stellt die Einfachheit, mit der Schüler/innen über z.B. soziale Netzwerke, Mobiltelefone etc. Zugriff auf den für Mitschüler/innen relevanten, sozialen Bereich schulischen Erlebens haben, auch eine ernst zu nehmende Gefährdung dar (z.B. im Fall von Mobbing, Cybermobbing, …).

Digitale Medien in der Klasse

Die Nutzung der digitalen Medien führt oft zu Konflikten im Klassenraum. Dies liegt daran, dass mediale Werkzeuge, wie Handy und Tablet, ebenso im privaten Alltag der Jugendlichen Bedeutung haben und wirksam sind. Auf der einen Seite bieten Smartphones und Laptops einen von vielen weiteren Wegen für die Erfüllung schulischer Anforderungen im „digitalen Zeitalter“ an. Diese können bequem an jedem Ort und direkt erledigt werden. Auf der anderen Seite stellen digitale Medien immer noch in erster Linie eine Gesprächsplattform dar. Daher ist es nicht verwunderlich, dass digitale Medien u. a. auch gerne zum Schummeln missbraucht werden, oder (im schlimmsten Fall) sogar als Mittel, um auf Klassenkamerad/innen Druck auszuüben, Machtkämpfe auszutragen oder einzelne Mitschüler/innen auszugrenzen (beleidigen, bedrohen, bloßstellen). Das sog. Cybermobbing ist von der Tragweite der Folgeschäden wahrscheinlich noch eine Spur schwerwiegender, als „Mobbing“ an sich, weil – zusätzlich zum Herabsetzen, Ausgrenzen oder Bedrohen einzelner Schüler/innen, das an sich  für labile Gemüter schwer zu verkraften ist – der „Face-to-face“-Faktor dabei gänzlich verloren geht und Kinder bzw. Jugendliche die Auswirkungen ihrer Handlungen oft gar nicht abschätzen können (z.B. rechtliche Folgen, im Fall von widerrechtlich verwendetem Bildmaterial oder seelische Schäden an Mitschülern). Fälle von Cybermobbing können zudem wesentlich schwerer vom Lehrer/ der Lehrerin bemerkt oder beeinflusst werden als Vorfälle, die im Klassenzimmer oder in den Pausen zwischen den Kindern vonstatten gehen.

Daneben ist (im Fall von Minderjährigen) auch das sog. „Sextingein Thema, das erst durch die heute übliche Verflochtenheit digitaler Medien mit dem menschlichen Alltag zum großflächigen Problembereich werden konnte. Zwar ist das Versenden erotischen Bildmaterials Minderjährigen untersagt, sodass der Vorwurf sogar im Fall von erotischen Selfies auf „Kinderpornografie“ lautet, doch ist es ein delikater und fast immer auch illegaler Bereich für Lehrende, im Verdachtsfall tatsächlich auf das Offenlegen von digitalen Inhalten (z.B. auf Handys) zu bestehen. Dieser Bereich entzieht sich somit zu einem großen Teil der Kontrolle durch Schule und Unterricht und fordert generelle Aufklärungsarbeit. Dennoch ist die Nutzung von digitalen Medien ist als Unterrichtskonzept nicht mehr wegzudenken. Somit liegt es an den Lehrpersonen, einen Mittelweg zwischen Steinzeit und übermäßiger Nutzung digitaler Medien zu finden. Wesentlich im Umgang mit diesen Instrumentarien im Unterricht ist es, Schüler/innen über potenzielle Gefahren rund um den Umgang mit dem „World Wide Web“ und digitalen Medien allgemein aufzuklären und ansonsten für ein wertschätzendes Miteinander im Unterrichtsgeschehen zu sorgen.

Resume

 Wie sehr beeinflusst die verstärkte Arbeit mit digitalen Medien die sozialen Gruppenbeziehungen in den Klassen (z.B. Diskussionen und Brainstormings, die online stattfinden und nicht ‚face-to-face‘)?

Dieser Eintrag konnte keinerlei Antwort auf den Einfluss von digitalen Medien auf Diskussionen und Brainstorming geben, allerdings gibt er Hinweise darauf, in welchen Bereichen deren Nutzung Einfluss auf die sozialen Gruppenbeziehungen innerhalb und außerhalb der Klassenräume hat.

Fest steht, dass digitale Medien mit und ohne Verwendung im Unterricht unsere Jugend begleiten und ihr Kommunikationsverhalten deutlich prägen. Sowohl im freundschaftlichen Austausch, als auch zwecks reinem Informationsaustausch, leider aber auch im Hinblick auf pubertäre Machtkämpfe stellen digitale Medien in ihren unterschiedlichen Formen heute einen viel direkteren Kanal zwischen Peers her, als es zu früheren Zeiten denkbar war. Die Langzeit-Auswirkungen auf Jugendliche und die Gesellschaft Erwachsener, die daraus später entsteht, sind noch nicht ansatzweise erforscht – Tendenzen lassen sich erahnen, sowohl in Richtung ungeahnter Möglichkeiten hinsichtlich Informationsaustausch (blitzschneller und barrierefreier Austausch, ein relativ leichter Zugang zu Informationsquellen aber auch Kontakten weltweit) als auch in Richtung sozialer Verrohung (das betrifft nicht nur Cybermobbing, sondern auch die allgemeine Verringerung direkter sozialer Kontakte sowie eine veränderte Qualität in der realen Begegnung zwischen Menschen oder das Vergessen von Gepflogenheiten und Anstandsregeln im realen Leben – Stichwort „Sexting“, Liebe und Partnerschaft, der unverschlüsselte Zugang zu pornografischem oder gewaltverherrlichendem Material, aber auch die Reduzierung von Sprache in Wort und Schrift und die Fixierung auf rein visuelle Reize, …).

Es obliegt daher neben den Erziehungsberechtigten in erster Linie den Lehrenden an den Schulen, jene neuen und längst nicht ausreichend erforschten Wege (jede denkbare Handhabe im Zusammenhang mit digitalen Medien) aktiv anzupacken und zu begleiten, statt sie schlicht zu negieren oder für den Unterricht zu verweigern. Das zu tun (oder eben nicht zu tun) ist – gerade im Hinblick auf die soziale Komponente – deshalb eine so riesenhafte Verantwortung, weil Kinder und Jugendliche mit diesen Instrumentarien von Kindesbeinen an ihr Leben verbringen und es ihnen gerade über den Bildungsweg zusteht, kompetent über Gefahrenquellen (versteckte kostenpflichtige Dienste, unseriöse Quellen, unseriöse Ansprechpartner, Pornografie, gewaltverherrlichende Darstellungen, …)  und Möglichkeiten (seriöse Quellen, Online-Bildungsangebote, sinnvolle Vernetzung, …) aufgeklärt zu werden. Zudem wäre es nicht vertretbar, wenn die allgemeine Bildungsinstanz „Schule“ über einen so zentralen Lebensbereich nicht flächendeckend informieren könnte oder würde – und zwar kompetent und versiert. Die soziale Komponente digitaler Vernetzung ist jene, die bisher vielleicht gesellschaftlich und bildungstechnisch am aller meisten vernachlässigt wurde und – obwohl das reine Bedienen und Verwenden diverser Instrumentarien auf den ersten Blick als die hauptsächliche Anforderung erscheint – am aller dringendsten Bewusstheit von Lehrenden und Usern verlangt, sodass die Nutzung dieser Plattformen und Geräte in letzter Instanz tatsächlich ein Fortschritt für unsere GESELLSCHAFT ist.

Links:

http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MEDIEN/Medien-Entwicklung-Heranwachsende.shtml

http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/JUGENDALTER/Spannungsfeld-Eltern-Peers.shtml

https://www.saferinternet.at/news/news-detail/article/digitale-medien-in-der-schule-nutzen-statt-verbieten-460/

 

 

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