Rezension der Broschüre „Sex und Gewalt in Medien“

Ich entschied mich für den Flyer „Sex und Gewalt in Medien“, welcher ein großes Spektrum an Informationen bietet. Zusätzlich habe ich mich im Vorfeld über dieses Thema auf der Website informiert. Der Themenbereich ist schön gegliedert, angefangen über die Ursachen, warum sich Kinder und Jugendliche überhaupt Pornos im Internet ansehen, über die gesetzlichen Richtlinien, bezüglich Kinder- und Jugendschutz von digitalen Inhalten, bis hin zur Fragestellung, ob Lehrpersonen den Kindern die Handys wegnehmen dürfen. Sehr interessant und auch für meinen beruflichen Werdegang von großer Bedeutung, fand ich den Artikel mit dem Thema „Warum soll sich die Schule mit Mediengewalt beschäftigen?

In diesem Abschnitt wird auf einige wichtige Begriffe wie Cyber-Mobbing oder Sexting eingegangen. Eine genauere Begriffserklärung findet man im Anhang zu dem angeführten Thema. Sehr stark betont wird die Wichtigkeit von Prävention, wenn es um mediale Gewalt geht. Und dies funktioniert nur mit gut angeleiteter Aufklärung von Beginn an. Wie im Artikel erwähnt, steht die Nutzung von digitaler Medien in den meisten Lehrplänen und auch im Alltag sind diese bereits Gang und Gebe. Demnach ist die Integration von Medien unausweichlich – ein verantwortungsvoller Umgang gehört meines Erachtens zu den zu unterrichtenden Grundkompetenzen. Was alles Gewalt ist, wann ich mich unwohl fühle, welche Kommentare unangebracht sind, welche Fotos oder Videos ich lieber nicht veröffentlichen sollte, sind Fragestellungen die nur mit einer gewissen Selbstreflexion beantwortet werden können. Wenn es um das Thema Mediengewalt geht, gibt es keine fixen Regeln – es ist oft eine intuitive Entscheidung, eine persönliche Einschätzung, und genau dies gehört geschult.
Dazu passend wird im Artikel darauf eingegangen, welche Inhalte für Jugendliche und Kinder gesetzlich verboten sind. Das Jugendschutzgesetz variiert auf Bundeslandebene, jene Bedingungen gelten aber überall: „Die Weitergabe von z.B. pornografischen, nationalsozialistischen oder gewaltverherrlichenden Inhalten an Jugendliche ist verboten  und Jugendliche solche Inhalte auch nicht besitzen dürfen.“
Für mich war dieser Satz sehr interessant, denn als angehende Lehrperson bedeutet das, dass ich Mediengeräte konfiszieren müsste, sobald der Verdacht aufkommt, dass sich darauf Videos oder Fotos befinden, die in irgendeiner Weise unter das Jugendschutzgesetz fallen.
Nun aber zum eigentlichen Flyer:

Zu Beginn wird erwähnt, dass es sich bei „medialer Gewalt“ um viele Ereignisse handeln kann, nicht nur um sexuelle. Die Wahrnehmung von Gewalt ist zudem immer subjektiv, sodass keine klaren Grenzen gezogen werden können. Prävention ist hierzu wieder ein wichtiges Stichwort: Die Schule und der Unterricht hat die Aufgabe, Schüler und Schülerinnen zu sensibilisieren, etwaige Opfer zu schützen und zu stärken und Täter die Tatsache von Konsequenzen ihres Verhaltens aufzuzeigen.
Mediengewalt ist also von passiver als auch von aktiver Natur. Mobbing jeglicher Art kann auch offline stattfinden.
Eine grundlegende Veränderung die in den letzten Jahren stattgefunden hat, ist die dauernde Verfügung von gewaltverherrlichenden Videos. Vor dem Zeitalter des Internets waren Fernsehsendungen und ähnliches an die Sendezeiten angepasst, sodass gewalttätige Inhalte erst zu später Stunde ausgestrahlt wurden. Mittlerweile kann man all diese Serien jederzeit streamen und weitergeleitet. Gerade über soziale Netzwerke wie Facebook lassen sich kurze Videoausschnitte rasant schnell verbreiten.
In dem Artikel wird Gewalt unterteilt in:

  • witzige Gewalt, beispielsweise Comics
  • echte, extrem brutale Gewalt, realistische Szenen wie Mord, Hinrichtungen, Kämpfe, …
  • nachgespielte, gestellte Gewalt, wie in Stunts oder Wrestling
  • gewalthaltige Musikvideos und Songtexte, hier wird meistens Gewalt nur angedeutet
  • Horrorfilme, Faszination am „Thrill“
  • Pornografie, mittlerweile Alltag bei der Jugend

Das Produzieren und Ausüben von Gewalt wird auf den Themengebieten „Cybermobbing“ und grundsätzlicher Belästigung im Internet bearbeitet. Dazu gehören auch anzügliche Werbungsschaltungen oder Spam.
Dem Bereich Cybermobbing wird eigens eine weitere Broschüre gewidmet, weswegen ich hier nur kurz auf die Eckdaten eingehen möchte:
Cybermobbing kann rund um die Uhr stattfinden, erreicht großes Publikum, wird von anonymen Tätern betrieben, führt zu einer Verschmelzung von Täter und Opfer.
Dazu passend auch der Begriff des „Happy Slapping“ welcher handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen beschreibt, oft auch in gefilmter Variante.
Der Begriff „Sexting“ inkludiert das Schreiben und das Senden von Nacktfotos und anzüglichen Texten.
Der große Risikofaktor von medialer Gewalt ist der weitstreute Radius welcher beinhaltet, dass einmal gesendete Dateien quasi nicht mehr vollkommen aus dem Internet gelöscht werden können. So sind Opfer auch Jahre später immer noch in ihrer Rolle.
Der Begriff „Grooming“ beschreibt die Aufforderung von intimen Informationen oder Fotos von Unbekannten. Auch sexuelle Anspielungen fallen unter „Grooming“.

Demographische Faktoren:
Geschlecht: Mädchen werden eher Opfer von Grooming und sexueller Belästigung im Internet als Burschen.
Alter: Teenager sind eher betroffen als jüngere Kinder.
Bildungsgrad: Mädchen mit einer geringeren Bildung werden eher Opfer.
Sexuelle Orientierung: Jugendliche, die sich als homosexuell oder mit einer unklaren sexuellen Orientierung zeigen, werden eher Opfer.

Wie können Kinder und Jugendliche nun bei „Grooming“-Situationen gestärkt und unterstützt werden? Unentbehrlich ist grundlegende Aufklärung und Sensibilisierung über dieses Thema. Das „Nein-Sagen“ und Widerstand zeigen gehört trainiert. Persönlichkeitsstärkung der Schüler und Schülerinnen fallen auch zu Aufgaben, die ich als Lehrperson zu erfüllen habe: Stärkung des sozialen Zusammenhalts, Stärkung des Selbstwertgefühls, Stärkung des Selbstbewusstsein, Aufzeigung von Hilfestellungen.
Ein umfangreicher Teil des Artikels wird den Beratungsstellen gewidmet, in denen Links zu Anlaufstellen veröffentlicht werden.

Wie kann ich potentielle Täter/innen im Internet vertreiben?

In der Broschüre sind verschiedene Phrasen für das verbale Interagieren mit den Tätern oder Täterinnen vorgeschlagen: „Lass mich in Ruhe!“ „Ich will das nicht!“ „Was du da machst, ist verboten. Ich melde das der Polizei/Ich zeige dich an!“ „Ich erzähle weiter, was du da machst, damit du nicht andere Kinder angehen kannst.“ „Ich habe alles, was du gemacht hast, gespeichert. Ich habe Beweise!“ „Du bist schuld! Das, was du mit mir gemacht hast, ist nicht in Ordnung.“

Blockieren:
Cyber-Groomer sollten sofort an die Betreiber des Sozialen Netzwerks, Chats, Internet-Forums o. ä. gemeldet werden, damit Konsequenzen folgen können. Gleichzeitig sollte man als Betroffene/r die Person blockieren und alle „Freunde“ vor ihr warnen. Öffentlichkeit wollen Cyber-Groomer auf keinen Fall, sie wollen ihren Opfern lieber in geheimen und vertraulichen Situationen nahekommen.

Beweise sichern:
Wenn ein Verfahren gegen einen Groomer angestrengt wird, sind Beweise notwendig. Diese in der Belästigungssituation zu sichern, ist wichtig. Screenshots oder das Speichern von SMS sind hier wichtige Stichwörter.

Neues Konto anlegen:
In einem neu angelegten Profil fügt man dann nur die „Freunde“ hinzu, die man tatsächlich braucht, und behält die Einstellungen und veröffentlichten Inhalte von Anfang an besser im Auge. Außerdem sollte man ab nun mit seinen persönlichen Informationen etwas sorgsamer umgehen.

Der aller wichtigste Schritt ist aber die sofortige Kontaktaufnahme mit einer Vertrauensperson, die dann individuell für die Situation beratend zur Seite stehen kann.

Ein weiterer Abschnitt der Broschüre behandelt das Thema Persönlichkeitsstärkung bei Schülern und Schülerinnen.
Ziel ist es, den Kindern Kompetenzen zu vermitteln, um sowohl online als auch offline Gefahren zu erkennen, und in riskanten Situationen selbstständig und kompetent zu handeln (=Empowerment)

Zusammenstellung von Fähigkeiten, für Volksschulkinder (6–10 Jahre) für eine sichere und verantwortungsvolle internet- und Handynutzung:

  • Ich kann erkennen, was gut und was schlecht für mich ist, und ich weiß, wie ich entsprechend handeln kann
  • Ich kann meine Gefühle benennen.
  • Ich bin mir meiner Erlebnisse bewusst und kann darüber sprechen.
  • Ich erkenne, wenn mir etwas Angst macht, kann es ausdrücken und Hilfe holen.
  • Ich merke, wann ich Pausen brauche oder mit einer Tätigkeit (z. B. Spielen am Computer) aufhören muss.
  • Ich darf nein sagen, wenn mir etwas nicht passt.
  • Ich weiß, was persönliche Informationen sind. Ich weiß, wann, wem und wo ich persönliche Informationen weitergebe und wann, wem und wo nicht.
  • Ich weiß, was ich über mich im Internet veröffentlichen kann und was nicht.
  • Ich kann über Erlebnisse mit anderen sprechen, z. B. mit meinen Eltern, Lehrer/innen oder anderen Erwachsenen, denen ich vertraue.
  • Ich weiß, wann ich meine Eltern um Erlaubnis fragen muss, wenn ich etwas im Internet oder am Handy mache.
  • Wenn mir etwas nicht passt oder ich etwas nicht tun möchte, was meine Freunde machen, kann ich nein sagen und muss nicht mitmachen.
  • Ich weiß, wie ich und meine Freunde miteinander im Internet und über das Handy umgehen. Ich weiß, welche Regeln wir im Umgang miteinander haben.
  • Ich weiß, welche Fotos ich im Internet veröffentlichen kann und stelle keine peinlichen Bilder ins Netz. Ich weiß, dass ich immer fragen muss, wenn ich jemanden fotografiere und ein Foto veröffentlichen möchte.
  • Ich kann Risiken benennen, die mich im Internet und mit dem Handy betreffen könnten.
  • Ich kann Werbung im Internet und am Handy erkennen und bin mir bewusst, dass Werbung übertreiben kann und es sich dabei nicht immer um die Wahrheit handelt.
  • Ich weiß, wie ich mir helfen kann, um „wahr“ und „falsch“ voneinander trennen zu können.
  • Ich kann Websites, die für mein alter nicht geeignet sind, erkennen und weiß, wie ich handle, wenn ich darauf stoße.
  • Ich weiß, dass auch im Internet manches erlaubt, und manches verboten ist.
  • Ich weiß, dass ich nicht einfach alles aus dem Internet kopieren und verwenden darf, da es Urheberrechte gibt.
  • Ich weiß, dass ich im Internet Spuren hinterlasse und andere herausfinden können, was ich wo gemacht habe.
  • Ich weiß, dass ich Passwörter so wählen muss, dass andere sie nicht knacken können. Ich weiß, dass ich Passwörter nicht an andere weitergeben soll.
  • Ich kann erkennen, welche Folgen mein Ja oder nein haben können.

 

Sehr interessant finde ich die Fallbeispiele die über den ganzen Flyer auftauchen. Hierbei werden Alltagssituationen kurz geschildert. Diese können sehr gut als Unterrichtsbasis verwendet werden, zu denen die Schüler und Schülerinnen reflektieren sollen.
Die Zusammenstellung der Liste von Fähigkeiten finde ich für de n Unterricht äußerst hilfreich – in Form von Aufklärungsgesprächen lassen sich auf deren Grundlage die Schüler und Schülerinnen gut sensibilisieren.

Die Broschüren auf der Website sind äußerst kompetent aufgebaut, sehr übersichtlich und auf jeden Fall brauchbar. Mir persönlich ist das Handout etwas zu umfangreich, eventuell hätte der Herausgeber es ein wenig aufteilen können.